Kommt er oder kommt er nicht, der zweite Lockdown? Laut Regierung liege es die nächsten Wochen „an uns allen“, einen solchen zu verhindern. Auch die Diskussionsrunde bei #brennpunkt war sich am Mittwochabend darüber einig, wieder zur Disziplin vom letzten Frühjahr zurückzukehren. Denn einen zweiten Lockdown würde die Wirtschaft „nicht packen“, wie der Gastronom Gert Kunze warnt.
Wie das „virologische Quartett“ bereits am Montag, appelliert auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) in der Talk-Runde, den Weckruf der Regierung jetzt ernst zu nehmen und die Maßnahmen mitzutragen. Würden die Menschen jetzt ihr Verhalten ändern und soziale Kontakte wieder reduzieren, könne man damit einen erneuten Lockdown verhindern.
Schramböck: „Feiertage bereiten mir Sorge“
Große Sorgen bereiten Schramböck daher die kommenden Feiertage: „An diesen zwei Wochenenden sollten wir die Möglichkeit nutzen, möglichst zu Hause zu bleiben und sich nur in kleinen Gruppen zu treffen.“ Speziell bei den Friedhofsbesuchen an Allerheiligen sollten Familien darauf schauen, „sich einzuteilen“ und nicht alle gemeinsam auf den Friedhof gehen.
Über zukünftige Maßnahmen will die Ministerin nicht spekulieren, man müsse die jetzigen „abwarten und schauen, wie sie wirken“. Bei regionalen Ausbrüchen und Clustern setzt Schramböck auf die Verantwortung der Bundesländer, rechtzeitig zu handeln und Gebiete zu isolieren. Ein erneutes bundesweites Zusammenbrechen der Wirtschaft soll damit verhindert werden. Die Erhaltung der von der Krise betroffenen Tourismus- und Gastronomiebetriebe sei bis ins Frühjahr jedenfalls gesichert.
Popper: „Kontakte reduzieren, Hygiene erhöhen“
Was einen zweiten Lockdown betrifft, will auch Simulationsforscher Niki Popper „nicht in die Glaskugel schauen“. Seine Devise lautet daher jetzt, schrittweise zu denken: „Je mehr wir jetzt unsere Kontakte wieder reduzieren und die Hygiene erhöhen, desto langsamer breitet sich das Virus auch aus. Das ist eine einfache Multiplikation.“
Mit den jüngsten Maßnahmen zeigt er sich zufrieden. Es sei jetzt wichtig, den Menschen die Ernsthaftigkeit der Lage zu vermitteln. Maßnahmen würden jedoch nur funktionieren, wenn sie von der Bevölkerung auch mitgetragen werden. Ein kompletter Lockdown würde die Bereitschaft der Menschen wieder senken. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir gut über den Winter kommen“, sagt der Mathematiker von der TU Wien, der auch von einem Konzept einer Herdenimmunität nichts hält.
Kunze: „Zweiten Lockdown packen wir nicht“
„Ich stehe voll und ganz hinter den Maßnahmen der Regierung, aber einen zweiten Lockdown würden wir nicht packen“, ist der Besitzer des Wiener Cafe Eiles, Gert Kunze, überzeugt. Auch er ist der Meinung, dass es jetzt „einen Schulterschluss aller Österreicher“ braucht, um die Gastronomie zu schützen.
Wenn jeder die Maske tragen und den Abstand einhalten würde, könne man auch ohne Vorverlegung der Sperrstunde über den Winter kommen. Den alles unter 23 Uhr würde das „Abendgeschäft kaputt machen“. Abgesehen von der Nachtgastronomie mache eine frühere Sperrstunde keinen Sinn, so Kunze. Außerdem sei es wichtig, den Menschen einen geschützen Bereich zu bieten, da die Leute sich sonst vermehrt zu Hause zum Feiern treffen würden.
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