Obwohl Weltmeister Klitschko selbst den Kampf in Hamburg fast ohne Kratzer überstanden und Frau sowie Fans verzückt hat, wollte sich der 39-Jährige nicht wirklich über seinen klaren Erfolg freuen. "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich wollte durch K. o. gewinnen. Das ist mir aber leider nicht gelungen", sagte der WBC-Schwergewichts-Champion nach seinem einstimmigen Punktsieg (120:107, 120:107, 120:105) über den bemitleidenswerten Herausforderer Briggs.
Amerikaner mit Nehmerqualitäten
Der ältere der beiden Box-Strategen aus der Ukraine wusste genau, warum seine Taktik zwar aufging, das primäre Ziel aber unerfüllt blieb. Klitschkos Eisenfäuste fanden zwar wie gewohnt ins Ziel, Briggs Eisenschädel steckte die hammerharten Schläge aber bis zum letzten Gong mit unglaublichen Nehmerqualitäten weg.
"Ich habe geschlagen, ich habe getroffen. Doch er fiel nicht. Dann sagte ich mir: Keine Hektik, das wird schon. Aber ich habe wohl zu lange gewartet", haderte der gefeierte Sieger nach seiner siebenten erfolgreichen Titelverteidigung als Champion des WBC.
Briggs muss am Bizeps operiert werden
Warum Briggs' Betreuer oder der Ringrichter den Kampf angesichts von Klitschkos Schlagserien nicht abgebrochen hatten, bleibt unverständlich. Ringarzt Stephan Bock schickte den Amerikaner, der noch in den Vortagen ein großes Ballyhoo veranstaltet hatte, vorsichtshalber zu einer Computer-Tomographie ins Krankenhaus.
Neben mehreren Brüchen von Gesichtsknochen um die Augen herum erlitt Briggs gegen Klitschko auch einen Abriss eines Muskelstranges im Bizeps sowie einen Riss im Trommelfell. Der Amerikaner muss sich nun am rechten Arm einer Operation unterziehen.
Vitali hat nur Angst vor dem Bruder
Die 14.500 Zuschauer in der ausverkauften O2-Arena waren trotz des verpassten K.-o.-Sieges zufrieden und dürfen sich auf Fortsetzungen freuen. Der fast 40-Jährige wirkt im Kreise seiner Box-Kollegen noch immer wie ein Jungbrunnen. Das findet auch Ehefrau Natali: "Vitali ist wie Wein, er wird mit den Jahren immer besser", befand sie. "Ich habe noch genug trockenes Pulver. Wenn mein Körper mitspielt, kann mich keiner schlagen", sagte der Zwei-Meter-Recke. Angst habe er nur vor Bruder Wladimir, wenn der gegen ihn antreten wollte.
Vitali will auch den letzten Gürtel in die Familie holen
Aber den Bruderkampf wird es nie geben. Hoffentlich aber den gegen David Haye. Vitali Klitschko erneuerte seinen sehnlichsten Wunsch, den großen Mund des WBA-Weltmeisters stopfen zu wollen. "Ich möchte ihn ausknocken, um auch den letzten Gürtel in die Familie zu holen", sagte der K.-o.-König, dessen bemerkenswerte Bilanz als Profi-Boxer 38 K.-o.-Siege in 43 Kämpfen aufweist.
Die Chancen auf ein Zustandekommen der Titelvereinigung sind unverändert. Die Klagen des Briten um die angeblichen Knebelverträge, die ihm seitens der Klitschkos angeboten worden seien, würden jeder Grundlage entbehren, sagte KMG-Geschäftsführer Bernd Bönte. "Das ist ein ganz einfacher, simpler Vertrag: 50:50 weltweit", betonte er Samstagnacht.
"Es gibt momentan keine richtig großen Gegner"
Sollte es eine Einigung mit Haye geben, könnte der Kampf noch vor Vitalis nächster Pflichtverteidigung ausgetragen werden. Der Pflichtherausforderer wird im Dezember zwischen Odlanier Solis (Kuba) und dem Amerikaner Ray Austin ermittelt. Angst flößen die beiden den Klitschkos nicht ein, allenfalls Respekt. "Es gibt momentan keine richtig großen Gegner. Die junge Generation ist noch nicht soweit, die alten sind schon in Rente", bedauerte Vitali Klitschko.
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