Von elf Lehrerinnen einer Volksschule sind acht positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden - in Kierling im niederösterreichischen Bezirk Tulln und da vor allem bei den Eltern der betroffenen Kinder ist die Aufregung dieser Tage groß. Trotz der zahlreichen Infektionsfälle bleibt die Schule offen - obwohl ohnehin die Herbstferien vor der Tür stehen und seit Montag fast ausschließlich Ersatzlehrer im Einsatz sind.
Rund 180 Kinder besuchen die Volksschule in Kierling, einer zu Klosterneuburg gehörenden Katastralgemeinde, normalerweise. Derzeit wird ihre Zahl täglich kleiner, zu groß wurden die Sorgen der Eltern, nachdem der Kollegiums-Cluster immer mehr Infizierte zählte. War am vergangenen Wochenende zunächst die Erkrankung einer Lehrkraft bekannt geworden, so sind es nach Informationen von krone.at nun insgesamt acht Infizierte. Drei Lehrerinnen seien negativ getestet worden, heißt es in Mitteilungen der Schule an die Eltern.
Informationen der Gesundheitsbehörde zu dem Cluster in Kierling seien allerdings Mangelware, kritisieren Eltern. Zwar informiere die Schule mindestens einmal täglich über den aktuellen Stand, doch darüber hinaus vermisse man Klarheit über die Vorgehensweise vonseiten der Behörden. So herrschte teilweise Unverständnis darüber, dass keine Testungen jener Kinder angeordnet wurden, deren Klassenlehrerinnen infiziert sind - wegen des „geringen Risikos einer Übertragung durch Kinder“. In der Schule betont man, man habe alle „in unseren Bereich fallenden Auflagen bezüglich Hygiene- und Präventionsmaßnahmen“ wahrgenommen und sei „unseren Informations- und Auskunftspflichten in vollem Umgang“ nachgekommen.
Kinder nicht in Quarantäne, aber mit Auflagen
Kinder unter zehn Jahren gelten neuerdings, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erst am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte, nur als Kontaktpersonen der zweiten Kategorie - werden also nicht automatisch getestet. In Quarantäne müssen sie ebenfalls nicht, zumindest in keine vollständige. Denn in dem Schreiben wird den Eltern sehr wohl angeordnet, die Kontakte ihrer Kinder außerhalb der Schule einzuschränken, mit ihnen Gasthäuser oder Vereinslokale zu meiden sowie sie von öffentlichen Verkehrsmitteln fernzuhalten, sofern sie sich nicht am Weg zur oder von der Schule befinden. Zudem sei bei Anzeichen einer Erkrankung die Gesundheitshotline 1450 anzurufen.
Mitteilungen an die Eltern bis Donnerstagnachmittag unterstreichen die Einschätzung der Gesundheitsbehörde: Informiert wurde bis dahin über lediglich einen bestätigten Fall und vereinzelte Verdachtsfälle unter den Kindern. In den Elterngruppen allerdings kreisen Nachrichten über mehrere angeblich erkrankte Schüler.
Keine Schließung - vor allem, „um die Eltern zu unterstützen“
Brigitte Schuckert, unter anderem für den Bezirk Tulln zuständige Abteilungsleiterin der Bildungsdirektion Niederösterreich, bestätigte im Gespräch mit krone.at, dass die Schule unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen und dem Einsatz von Ersatzlehrern weiterhin geöffnet bleibe, vor allem um jene Eltern zu unterstützen, die auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind. Wer die Notwendigkeit dazu sehe und die Möglichkeit dazu habe, sein Kind daheim lassen, könne dies tun. Das Kind gelte als entschuldigt.
„Bildung darf einfach kein Risiko sein“
Davon machten bereits am Mittwoch zahlreiche Eltern Gebrauch und stiegen auf freiwilliges Home-Schooling bzw. persönlich vorgezogene Herbstferien um. Eine Dauerlösung sei das aber nicht, wie sie betonen, die herausforderndsten Monate in dieser Pandemie lägen schließlich noch vor uns allen. „Bildung darf einfach kein Risiko sein“, so eine Mutter, die anfügt: „Es ist schön, wenn der Herr Minister sagt, dass die große Mehrheit der Eltern dafür ist, die Schulen offen zu lassen - aber wenn man sie konkret fragen würde, ob sie ihre Kinder auch dann ganz normal in die Schule schicken würden, wenn mehr als die Hälfte des Lehrkörpers infiziert ist, dann glaube ich, dass die Antwort eine andere wäre.“
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