Drohmails an als Demokraten registrierte US-Wähler haben knapp zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl für Wirbel gesorgt. In den Bundesstaaten Florida, Pennsylvania, Arizona und Alaska bekamen Wähler Medienberichten zufolge E-Mails, in denen sie in drohendem Ton zur Stimmabgabe für Präsident Donald Trump aufgefordert wurden. Laut dem US-Geheimdienst steckt der Iran hinter den E-Mails. Das Mullah-Regime soll nämlich zahlreiche Wählerdaten „gestohlen“ und missbräuchlich verwendet haben.
In den besagten Mails heißt es unter anderem: „Wir haben alle deine Informationen. Du bist derzeit als Demokrat registriert und wir wissen das, weil wir Zugriff auf die gesamte Wahl-Infrastruktur erhalten haben. Du wirst am Wahltag für Trump stimmen oder wir werden dich kriegen.“ Als Absender ist die rechtsradikale Gruppierung Proud Boys (auf Deutsch: die stolzen Kerle) angeführt. Die Gruppe streitet die Urheberschaft der Mails ab.
Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center stuft die Proud Boys als „Hassgruppe“ ein, als islam-, einwanderungs- und frauenfeindlich sowie gewaltbereit. In den vergangenen Monaten lieferten sich Mitglieder der Gruppierung immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen mit linken Aktivisten. US-Präsident Donald Trump sorgte Ende September für Empörung, als er die Gruppierung im ersten TV-Duell mit seinem Wahlherausforderer Joe Biden aufforderte: „Proud Boys - haltet euch zurück und haltet euch bereit.“
Wählerdaten sind öffentlich zugänglich
Die Proud Boys dürften aber tatsächlich nicht die Verfasser sein, denn sowohl das FBI als auch US-Geheimdienstkoordinator John Ratcliffe warnten am Mittwochabend vor einer Einmischung in die US-Wahlen aus dem Iran und Russland. Beide Staaten hätten illegal „einige“ persönliche Daten registrierter Wähler erbeutet. Die Daten könnten missbraucht werden, um Wähler falsch zu informieren und Verwirrung zu stiften. Ratcliffe und FBI-Direktor Christopher Wray machten keine Angaben dazu, wie viele Wählerdaten der Iran und Russland erbeutet haben sollen. Die Daten registrierter Wähler werden in den USA in der Regel vor Ort in Bezirken und Kommunen gespeichert.
Die „New York Times“ berichtete, Regierungsmitarbeiter hätten nicht behauptet, dass das System der Wählerregistrierung gehackt worden sei. Die Namen von Wählern, Parteizugehörigkeit und einige Kontaktinformationen seien öffentlich zugängig. Diese Informationen können mit anderen Angaben wie E-Mail-Adressen aus anderen Datenbanken verknüpft worden sein, zitierte das Blatt einen Geheimdienstmitarbeiter. Dazu könnten auch Informationen gehören, die Hacker-Netzwerke im Darkweb (anonyme Netzwerke) verkauft hätten. Die Mails dürften einer Einschätzung der Geheimdienste aus dem Iran stammen.
Iran weist Vorwürfe zurück: „Uns ist egal, wer gewinnt“
Der Iran wies den Vorwurf einer Einmischung umgehend zurück. Man habe weder ein Interesse an der US-Wahl noch an dem Ergebnis, twitterte der Sprecher der iranischen UNO-Mission in New York, Alireza Miryousefi, am Donnerstag. Auch Präsident Hassan Rouhani erklärte, dem Iran sei es egal, wer in den USA die Wahl gewinnen wird. Allerdings leidet das Land unter harten Sanktionen, die die Regierung von US-Präsident Trump nach dem einseitigen Ausstieg aus dem Atomabkommen verhängt hat. Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies am Donnerstag die Vorwürfe aus den USA als „absolut haltlos“ zurück.
Die US-Geheimdienste sind überzeugt, dass Teheran auf eine Abwahl Trumps hofft. Inwiefern die E-Mails, die zur Wahl Trumps aufforderten, diesem Zweck gedient hätten, ist aber unklar. Zusätzlich habe der Iran ein Video veröffentlicht, in dem fälschlicherweise behauptet werde, dass es leicht sei, im In- und Ausland gefälschte Stimmen abzugeben, sagte Ratcliffe.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.