Von Eulen und Lerchen

Warum wir die innere Uhr ernster nehmen müssen

Leben
25.10.2020 08:00

Am 24. Oktober wurden die Uhren wieder eine Stunde zurückgedreht, vielleicht zum letzten Mal. Doch nicht jeder kommt mit der alljährlichen Umstellung von Sommer- auf Winterzeit zurecht. Viele kämpfen mit einem Mini-Jetlag. Wie „Eulen“ (Abendtypen) und „Lerchen“ (Frühtypen) besser mit dem veränderten Tagesrhythmus zurechtkommen und mit ihrer biologischen Uhr in Einklang leben könnten, erklärt ein Experte.

Die innere biologische Uhr bestimmt unseren Chronotypen. Diese Prägung ist genetisch vorgegeben. Es gibt sogenannte Lerchen (Frühtypen) und Eulen (Abendtypen). Der Großteil der Bevölkerung lässt sich irgendwo dazwischen definieren. Lerchen sind Morgenmenschen. Ihnen kommt der feste Schul- und Arbeitszeitbeginn entgegen. Eulenmenschen schlafen länger, werden abends dafür richtig munter. Diese Veranlagungs-Typologie verändert sich in den verschiedenen Lebensphasen: Kleinkinder sind meist Frühaufsteher und werden - später - als Schulkinder eher zu Eulentypen. Ältere Menschen dagegen tendieren wieder zu Lerchen. 

(Bild: contrastwerkstatt/stock.adobe.com)

Rund die Hälfte der Bevölkerung ist gezwungen, entgegen ihrer chrono-biologischen Veranlagung zu leben. Für die Eulen unter der Bevölkerung startet der Arbeits- und Schultag um mindestens eine Stunde zu früh, flexible Beginnzeiten würden das volle Leistungsvermögen abrufen.

Der Konflikt zwischen biologischer Uhr und gesellschaftlicher Zeit führt häufig zu einem Schlafdefizit. Dieses wird durch die Zeitumstellung verstärkt: Denn Sommerzeit verleitet die Bevölkerung dazu, eine gesteigerte Zahl an Aktivitäten in die verlängerte Wachzeit zu packen. Daran wird Corona nur wenig ändern. Der daraus resultierende Schlafmangel vergrößert die Diskrepanz zwischen Lerchen- und Eulentypen. Dr. Helmut Stadlbauer plädiert daher für die Winterzeit als Normalzeit, „sofern die Arbeits- und Schulbeginnzeiten nach individuellen Veranlagungen flexibilisiert werden“.

IBG-Arbeitsmediziner Helmut Stadlbauer (Bild: IBG)
IBG-Arbeitsmediziner Helmut Stadlbauer

„Sozialer Jetlag“ kann gefährlich werden
Die „normalen“ Beginnzeiten orientieren sich in Arbeit und Schule ausschließlich an den Bedürfnissen der ausgeprägten Frühtypen. Diese repräsentieren nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung. Leichte Frühtypen und Normaltypen, die zusammen etwa 50 Prozent der Bevölkerung stellen, müssen dabei etwa eine Stunde „sozialen Jetlag“ täglich kompensieren. Eulen in unterschiedlicher Ausprägung sind in der Population zu rund 40 Prozent vertreten: Sie müssen zwei bis vier Stunden sozialen Jetlag jeden Arbeitstag wettmachen. 
Das volle Leistungsvermögen von Spättypen wird kaum genutzt.

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Frühaufsteher werden bevorteilt, Eulen in den sozialen Jetlag getrieben.

Helmut Stadlbauer

Die Beginnzeiten des beruflichen und schulischen Lebens müssten daher flexibler werden. Gesundheitliche Risikofaktoren wie Nikotinsucht, Alkoholkonsum und Übergewicht werden gefördert. „Auch Depressionen sind bei höherem sozialen Jetlag häufiger“, berichtet der Arbeitsmediziner.

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(Bild: kmm)



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