Harte TV-Debatte
Tiefschläge: Hitler-Vergleich, „korrupter“ Biden
Das zweite - und gleichzeitig letzte - TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden vor der US-Wahl ist zwar bei Weitem gesitteter abgelaufen als das erste, das zwischendurch im Chaos versunken war, das bedeutet aber nicht, dass es an inhaltlichen Tiefschlägen mangelte. So zog Biden einen Hitler-Vergleich, als Trump seine außenpolitischen Erfolge in Nordkorea pries, und nannte ihn unverhohlen einen Rassisten, während der Republikaner den demokratischen Präsidentschaftskandidaten als „korrupt“ bezeichnete.
Bereits kurz nach dem geschlagenen Duell lobten zahlreiche US-Medien den ruhigeren Ton des Auftritts der beiden Rivalen um das US-Präsidentenamt. „Dies war tatsächlich eine echte Debatte“, titelte etwa der Sender CNN. „Krone“-Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz schrieb in seiner Analyse: „Diese Debatte bot sogar Gelegenheit, nicht nur Schlagworte, sondern sogar Argumente zu hören.“ Auch für die Art der Journalistin Kristen Welker, die Diskussion zum Großteil zu führen, gab es Lob: Sie habe es geschafft, die Streithähne zu zähmen.
Mit klaren Ansagen verschaffte sich die NBC-News-Journalistin von Anfang an Respekt. „Bitte sprechen Sie einer nach dem anderen“, ermahnte sie beispielsweise. Welker kennt den Politik-Betrieb in Washington perfekt, sie arbeitet als Korrespondentin im Weißen Haus. Dafür gab es auch Anerkennung vom Moderator der ersten TV-Debatte Ende September, Chris Wallace. „Ich bin neidisch“, sagte der Kommentator des Senders Fox News der Zeitung „New York Times“. Trotz der gesitteteren Gesprächsführung blieben Tiefschläge zwischen Trump und Biden nicht aus.
Trump: „Ich habe mich nicht in einem Keller vergraben wie er“
Besonders klar war der Kontrast der beiden Kandidaten bei dem Thema zu erkennen, das derzeit wohl allen wichtig sein dürfte: die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie. Trump habe im Krisenmanagement versagt und trage für die mehr als 220.000 Corona-Toten im Land Verantwortung, warf Biden ihm vor. „Niemand, der für so viele Todesfälle verantwortlich ist, darf Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben“, sagte Biden.
Niemand, der für so viele Todesfälle verantwortlich ist, darf Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben.
Joe Biden über Donald Trump
Ich habe mich nicht in einem Keller vergraben wie er. Ich habe ein schönes Zimmer im Weißen Haus.
Donald Trump kontert
Er hätte nicht Golf spielen, sondern lieber mit Nancy Pelosi über das Vorgehen in der Krise beraten sollen.
Biden über Trump
Es ist immer das Gleiche mit diesen Politikern: nur reden, kein Handeln. Sie hatten acht Jahre Zeit.
Trump zu Biden
„Und wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel“
Ingesamt sechs Themengebiete hatte sich die Moderatorin als großen Bogen zurechtgelegt. Die Außenpolitik kam Trump dabei zu kurz, das machte er aber mittels Angriffen auf Biden und dessen Sohn Hunter sowie Lob für seine eigenen Erfolge in der Welt wett, auch wenn es gerade nicht um das Thema ging. Nach seiner Amtsübernahme habe er für bessere Beziehungen zu Nordkorea gesorgt, sagte Trump. Seine Politik des Dialogs mit Machthaber Kim Jong Un habe Millionen Kriegstote verhindert. Es sei nicht schlecht, gute Beziehungen zu haben. Daraufhin warf Biden ein: „Und wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel.“
Ich mache kein Geld mit China, Sie schon. Ich mache kein Geld mit der Ukraine, Sie schon.
Trump zu Biden
Dieser Typ ist ein korrupter Politiker. Tun Sie nicht so, als wären Sie ein unschuldiges Baby!
Trump über und zu Biden
Ich habe durch meine Diaolog mit Nordkorea einen Krieg mit Millionen Toten verhindert.
Trump über seine außenpolitischen Erfolge
Und wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel.
Biden kontert Trumps Aussagen zu Nordkoreas Kim Jong Un
Biden: Trump der rassistischste Präsident
Als es um Rassismus und rassistisch motivierte Polizeigewalt ging, warf Biden Trump unverhohlen vor, ein Rassist zu sein: „Er gießt in jedes einzelne rassistische Feuer Öl.“ Trump wiederholte zunächst seine Behauptung, seit Abraham Lincoln habe noch nie jemand so viel für die schwarze Bevölkerung getan wie er, bevor er behauptete: „Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum.“
Er gießt in jedes einzelne rassistische Feuer Öl.
Biden über Trump
Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum.
Trump über sich selbst
Wer hat denn die Käfige aus den Bildern gebaut? Das war 2014.
Trump will die Bilder von von ihren Eltern getrennten Flüchtlingskindern nicht auf sich sitzen lassen.
Windräder töten alle Vögel.
Trump bringt Biden zum Lachen.
Aber auch das Lachen kam bei der Debatte nicht zu kurz - wenn auch nicht aus humoristischen Gründen und manchmal sogar aus Verzweiflung. Biden reagierte mehrfach mit ungläubigem Lachen oder Grinsen, unter anderem als Trump davon sprach, dass Windräder „alle Vögel töten“.
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