17 Monate war er ein Phantom, jetzt hatte er seinen ersten und höchst skurrilen Auftritt: Gemeint ist der Begleiter der russischen „Oligarchen-Nichte“ aus dem Ibiza-Video. Er wird inzwischen wegen angeblicher Drogengeschäfte polizeilich gesucht, als Zeuge aussagen konnte er trotzdem - per Video von einem geheimen Ort aus.
In dem laufenden Verfahren in Krems (NÖ) ist Ex-Detektiv Sacha W. (49) angeklagt, ein früherer Geschäftspartner von Julian H. aus dem Ibiza-Video. Beide betrieben in München eine Detektei. Sascha W. hatte in einer Lebensbeichte illegale Praktiken angeprangert, was ihm eine Anklage wegen Verleumdung eingebracht hat. So sagte er: „Es ging um Scheingeschäfte, Scheinfirmen, Scheinanbahnungen.“ So, wie es wohl auch beim Ibiza-Video gewesen ist.
„Er hat die Tendenz, alles ungeheuer aufzublasen“
Ganz anders klingt das nun bei Julian H. Er spricht als Zeuge mit sonorer Stimme und präsentiert sich als seriöser Geschäftsmann. Observationen habe es nie gegeben, sagt er, Hackerangriffe schon gar nicht, auch keine Betriebsspionage. Für seinen Ex-Partner Sascha W. hat der Zeuge nur abschätzige Bemerkungen übrig: „Er hat die Tendenz, alles ungeheuer aufzublasen.“
Doch der Zeugenauftritt hinterlässt einen seltsamen Eindruck. Denn Julian H. wird polizeilich gesucht, gar nicht so sehr wegen des Ibiza-Videos. Vielmehr: Wegen Drogengeschäften soll sogar ein internationaler Haftbefehl bestehen. Der Kontakt zum Zeugen kam über einen Salzburger Anwalt des Ibiza-Machers zustande. Ob die Richterin wusste, wo Julian H. sich aufhielt, ist unklar.
Julian H. - ein Phantom
Zu sehen war er auf einer Leinwand nur für die Richterin, nicht für die Zuschauer. Sein Gesicht spiegelte sich nur in einer Plexiglaswand auf dem Richtertisch. So bleibt Julian H., was er 17 Monate lang war: ein Phantom.
Peter Grotter, Kronen Zeitung
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