Kontrollierter Ansturm herrschte am verlängerten Wochenende auf Tirols Gletschern. Liftbetreiber und Behörden haben aus der Situation gelernt, die Regeln wurden nachgeschärft - und scheinen zu greifen.
Wenn aktuell die Lifte in Österreich aufsperren, schaut die ganze Welt zu. Denn der Wintertourismus kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nach dem abrupten Ende der Saison im März tüftelten Liftbetreiber an Sicherheitsvorkehrungen. Doch kaum öffneten die ersten Gletscher ihre Pisten, gingen Bilder von Menschentrauben durch die Medien. Behörden und Liftbetreiber reagierten - es wurde nachgeschärft. Reicht das?
Video: Österreich bangt um den Wintertourismus
Es ist Sonntag in Tirol, der Himmel ist blitzblau, die Bergspitzen weiß. Auf dem Weg zum Stubaier Gletscher bildet sich ein zehn Kilometer langer Stau, Schilder entlang der Straße informieren über die drei großen Regeln unserer Zeit: Maske, Abstand, Hygiene.
Die Polizei steht vor einem Tunnel - Blockabfertigung. Man will schon hier entzerren, was an den Liften zum Problem werden könnte, erklärt Gerhard Niederwieser, Bezirkspolizeikommandant. Mit acht Kollegen ist er an diesem Sonntag vor Ort, kontrolliert, weist auf die Regeln hin. Tatsächlich scheinen diese zu greifen: Am Parkplatz werden die Menschen eingewiesen. Lautsprecherdurchsagen erinnern an Maske und Abstand - dreisprachig. Unter den überwiegend einheimischen Kennzeichen finden sich auch ein paar ausländische. Deutsche, italienische, tschechische - die Lust aufs Skifahren ist auch im Corona-Winter da.
„Die Menschen halten sich an Corona-Regeln“
An den Kassen befinden sich Bodenmarkierungen, Absperrgitter sind vor dem Einlass zur Gondel aufgestellt. „Hier haben wir aufgestockt“, erklärt Seilbahndirektor Andreas Kleinlercher und deutet auf die Gitter. Man sei vergangene Woche vom Ansturm überrascht worden, sagt er. Nun sei mehr Security-Personal, mehr Polizei vor Ort.
„Maske“, sagt eine Polizistin zu einer Snowboarderin. Die Frau schiebt sie wortlos über die Nase. „Die Menschen sind diszipliniert“, sagt Niederwieser. Manche müsse man darauf aufmerksam machen, die Maske auch im Freien zu tragen - „aber Problem ist das keines“. Die Abstände werden großteils eingehalten, wo dies nicht möglich ist, ist die Maske Pflicht.
32 Menschen haben in den Gondeln Platz - „das darf auch ausgeschöpft werden“, erklärt Kleinlercher, „es gilt dasselbe wie in den Öffis.“ Doch obwohl sich rund 6000 Menschen am Gletscher tummeln, quetschen sich die Sportler nicht in die Gondeln. „Hier merkt man, dass sich das Bewusstsein geändert hat“, sagt Sabrina aus dem Tiroler Unterland. Sie genießt, dass weniger los ist als normal.
Auch Kodi und Nora lassen sich von den Corona-Regeln nicht stören. Die Studenten sind „heuer sogar motivierter, Ski fahren zu gehen, weil die letzte Saison so früh beendet wurde“. Der Abstand an den Sesselliften sei zwar nicht immer gegeben, aber das sei nicht schlimm. „Wir sind an der frischen Luft und alle tragen Masken.“ Und auf den Pisten entzerre es sich sowieso.
Kein Zufall, wie Kleinlercher erklärt: „Wir haben mehr Pisten geöffnet als normal um diese Zeit.“ Die Wintersportler freuen sich. „Es ist wirklich alles top organisiert“, sagen Thomas, Andrea und Harald. Sie sind, wie zwei Drittel der Gäste an diesem Sonntag, Einheimische. Denn auch wenn 6000 Menschen nach viel klingt - „normalerweise haben wir um den Nationalfeiertag 9000 bis 10.000 Gäste“, sagt Kleinlercher.
Ein Mann mit Sturmmaske geht an den Absperrungen entlang - „das sieht die Polizei eigentlich nicht so gern“, schmunzelt ein Beamter. Aber heuer ist eben alles ein bisschen anders.
Anna Haselwanter, Kronen Zeitung
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