Proteste, Plünderungen
Coronavirus in Italien: Krawallnächte eskalieren
Verschärfte Corona-Maßnahmen führen in unserem südlichen Nachbarland zu wilden Demonstrationen, auch Starköche protestieren!
Schon wieder Krawalle bei Corona-Demos in Italien. In der Mode-City Mailand, der Industriemetropole Turin, im süditalienischen Neapel und auch in der Hafenstadt Triest kam es am Montagabend zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Randalierer schleuderten Flaschen, Steine und Pyrotechnik auf die Beamten, diese wiederum antworteten mit Gummiknüppeln und Tränengas-Geschossen.
Wiener Student erlebt Proteste hautnah mit
In Turin gingen bei den Krawallen etliche Schaufenster italienischer Edelmodemarken zu Bruch: Es wurde sogar geplündert. Der Wiener Student Theodor S. (23), der gerade ein Praktikum bei einer Filmproduktion im italienischen Triest absolviert, bekam die turbulenten Szenen in der Hafenstadt mit. „So weit ich das verstanden habe, sind die Proteste hier und auch im Rest Italiens weniger von Maskenverweigerern, Impfgegnern oder Verschwörungstheoretikern. Die Menschen, die hier auf die Straße gehen, fürchten sich vor dem persönlichen Bankrott!“
Am Dienstag ähnliche Bilder aus Rom: Einige vermummte Demonstranten, die sich auf der zentralen Piazza del Popolo versammelt hatten, setzten Müllcontainer in Brand und warfen Knallkörper und Rauchbomben gegen die Polizei, die mit Tränengas und Wasserwerfern reagierte. Die Ermittler vermuten eine gemeinsame Regie hinter den gewaltsamen Protesten, die seit Freitag in verschiedenen italienischen Städten ausgebrochen sind. Zu den Demonstranten in Turin zählten auch Gruppen aus der Hooligan-Szene.
Lokale müssen bereits um 18 Uhr schließen
Wie berichtet, verschärfte die italienische Regierung die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus erneut. So müssen die so heiß geliebten Kaffeebars und auch Restaurants bereits um 18 Uhr schließen. Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen dürfen bis auf Weiteres nicht mehr öffnen. Abertausende Arbeitsplätze wackeln. Auch die italienischen Starköche protestieren gegen den neuen „Lockdown light“ - unter ihnen der berühmteste Küchenchef unseres südlichen Nachbarlandes, Gianfranco Vissani, der eindringlich warnt: „Unzählige Familienbetriebe werden nicht mehr in der Lage sein, weiter zu arbeiten.“
Premier verurteilt Ausschreitungen
Premier Giuseppe Conte verurteilte bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend die Ausschreitungen. Proteste seien verständlich, allerdings werde die Regierung keine Gewalt tolerieren, sagte der Regierungschef. Die Regierung in Rom hat allerdings bereits Stützungsmaßnahmen für die am stärksten betroffenen Wirtschaftssektoren beschlossen. Die Hilfen betragen circa fünf Milliarden Euro.
Saisonarbeiter im Tourismus, sowie in Bereichen wie Freizeitindustrie und Kultur werden eine Einmalzahlung von 1000 Euro erhalten. Für Familien mit niedrigem Einkommen wird für zwei Monate ein „Notstandseinkommen“ ausgeschüttet. Die Zahlung der Immobiliensteuer IMU wird ausgesetzt. Tourismusunternehmen können weiterhin auf Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter zurückgreifen. Taxifahrer werden eine Entschädigung erhalten. Conte kündigte auch Hilfen für die Landwirtschaft an. Die Regierung bestätigte ein Kündigungsverbot für Unternehmen bis zum 31. Jänner 2021.
Matthias Lassnig, Kronen Zeitung/krone.at
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.