Innerhalb einer Woche stieg die Belegung von Intensivbetten in Österreich um 40 Prozent auf 203. Damit liegt die Auslastung derzeit bei knapp 24 Prozent - Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nannte zuletzt eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent als kritische Marke. Der bisherige Höchststand vom Frühjahr (mit 288 belegten Intensivbetten) wurde aber noch nicht erreicht. Entscheidend für die medizinische Versorgung sind weiterhin die Personalressourcen.
Die Kapazitäten bei den Intensivbetten seien aktuell wichtigstes Steuerungsinstrument, erklärte Gesundheitsminister Anschober am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“. Mehrere Bundesländer zeigen dabei aktuell kritische Entwicklungen. In ganz Österreich ging die Zahl der Intensivpatienten zuletzt rasch nach oben: Ergab der Sieben-Tages-Vergleich am Montag noch einen Anstieg von 30 Prozent auf 188, lag er am Dienstag mit 203 Intensivpatienten schon bei 40 Prozent.
Die 14-tägige Prognose der Gesundheit Österreich (GÖG) sieht für den 4. November 243 Intensivbetten belegt, womit in den nächsten acht Tagen im Schnitt nicht mehr als fünf Patienten dazukommen dürfen - acht waren es im Schnitt jedoch in den vergangenen acht Tagen.
Derzeit 24 Prozent Auslastung
Aktuell lag der Stand laut AGES-Dashboard bei 203 Patienten in Intensivbehandlung von insgesamt 854 verfügbaren Betten, was knapp 24 Prozent Auslastung bedeutet. Mitentscheidend sei hier neben den Infektionszahlen aber auch der Schutz der Alten- und Pflegeheime sowie der Schutz des Gesundheitssystems, hier werde durch massiv verstärkte Testungen jedoch ein besonderer Fokus gesetzt, kündigte Anschober an.
Mit 75 Intensivbetten lag die Auslastung mit Covid-19-Patienten in Wien am Dienstag mit rund 24 Prozent genau im Österreich-Schnitt. Auch in Oberösterreich war die eigentliche Auslastung noch nicht sehr hoch, denn 30 Covid-19-Patienten befanden sich dort auf Intensivstationen. 243 Intensivbetten gibt es insgesamt, laut Dashboard 140 davon für Corona-Fälle - damit wäre man „erst“ bei 18 Prozent.
Spitäler fahren Leistung herunter
Trotzdem begannen die Spitäler in Oberösterreich bereits wieder, die elektiven Leistungen herunterzufahren und Corona-Patienten gleichmäßig auf alle Häuser zu verteilen, um die medizinische Versorgung so lange wie möglich aufrechterhalten zu können. Zwar könne die Zahl der Intensivbetten noch deutlich aufgestockt werden, bis 420 seien möglich, der Engpass ist aber das Personal, warnte Jens Meier, Vorstand der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Linzer Kepler Uniklinikum (KUK).
Kollaps droht
Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am KUK, appellierte an die Bevölkerung, die Maßnahmen einzuhalten: Wenn der Trend der Neuinfektionen weiter anhalte, wären in Oberösterreich die für Corona-Patienten geplanten Plätze Anfang November aufgebraucht, was einen Totalstopp elektiver Leistungen bedeuten würde - diese unterscheiden sich von essenziellen dadurch, dass sie nicht als zwingend notwendig eingestuft werden.
Überlastung der Spitäler auch in der Steiermark befürchtet
„Teilweise am Limit“ sind nach Auskunft der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft auch die Kapazitäten in den steirischen KAGes-Spitälern. Noch könne sowohl Regelbetrieb als auch die Versorgung der Covid-19-Patienten voll aufrechterhalten werden, hieß es am Dienstag. „Wenn die Zahlen längere Zeit so ansteigen, kann es wieder zur Überlastung der Spitäler und folglich zu Verschiebungen im Regelbetrieb kommen“, warnte Vorstandsvorsitzender Karlheinz Tscheliessnigg. Mit Stand Dienstag 7 Uhr waren 225 Corona-Patienten in den steirischen LKHs in Behandlung - 194 davon in Normalbetten, 31 in Intensivbetten. Vorgehalten werden von der KAGes an ihren Standorten insgesamt 488 Normal- und 101 Intensivpflegebetten für Covid-19-Patienten.
Lage in Vorarlberg spitzt sich zu
Die Anzahl der Patienten, die wegen Corona insgesamt in Krankenhausbehandlung sind, stieg von 799 auf 1400 um 75 Prozent. Regional sieht die Lage in Vorarlberg bereits kritisch aus: Wurden am Sonntag noch 43 Covid-19-Infizierte in den dortigen Krankenhäusern behandelt, waren es Dienstagmittag bereits 69. Man prüfe bereits täglich, ob Vorbereitungen für das Notversorgungszentrum auf dem Messegelände in Dornbirn zu treffen seien, hieß es.
Vor allem Ältere gefährdet
Auch aus Tirol hieß es, dass die Lage „durchaus ernst“ sei, so Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und der Infektiologe und Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin, Günter Weiss. „Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass sich das Virus allen voran in älteren Bevölkerungsgruppen und bei Risikopersonen ungebremst ausbreiten kann“, erklärte Weiss. Während Ende letzter Woche noch 107 Coronavirus-Infizierte stationär behandelt wurden, acht davon auf der Intensivstation, waren es am Dienstag bereits 152 Personen, davon mussten 18 intensivmedizinisch betreut werden.
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