„Besorgniserregend“

Erste Intensivstationen in Europa schon überlastet

Ausland
27.10.2020 17:55

Angesichts rapide steigender Corona-Infektionen haben erste Intensvistationen in Europa eine Überlastung gemeldet. Dazu gehören etwa Provinzen in Belgien, Großbritannien und Tschechien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte: „Viele Länder auf der Nordhalbkugel sehen derzeit einen besorgniserregenden Anstieg von Fällen und Einweisungen ins Krankenhaus.“ Seit Beginn der Pandemie sind weltweit mehr als 40 Millionen Infektionen nachgewiesen worden. Mehr als eine Million Menschen sind in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

Besonders dramatisch ist die Situation in der belgischen Provinz Lüttich. Nach Angaben von Gewerkschaftern stehen Dutzende Ärzte und Pfleger in den völlig überlasteten Kliniken trotz Corona-Infektion im Dienst.

Erschütternd: Trotz einer Infektion mit dem Coronavirus arbeiten Ärzte und Pfleger in Belgien weiter. Sie versorgen dabei „ausschließlich infizierte Patienten“, heißt es. (Bild: APA/AFP/BELGA/BRUNO FAHY)
Erschütternd: Trotz einer Infektion mit dem Coronavirus arbeiten Ärzte und Pfleger in Belgien weiter. Sie versorgen dabei „ausschließlich infizierte Patienten“, heißt es.

Dramatische Situation in Belgien
Belgien ist nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC EU-weit das Land mit den meisten Corona-Infektionen binnen 14 Tagen pro 100.000 Einwohner - dieser Wert lag am Dienstag bei 1390,9. Patienten wurden auch über die deutsche Grenze nach Aachen verlegt. 

„Harte Entscheidungen unausweichlich“
Angesichts der dramatischen Lage stehen Frankreich und Belgien offenbar vor einem neuen Lockdown. Der französische Innenminister Gerald Darmanin sagte am Dienstag vor einer Krisensitzung des Kabinetts, „harte Entscheidungen“ seien unausweichlich. In Belgiens französischsprachigem Landesteil und in der Hauptstadt Brüssel gilt bereits ein „teilweiser Lockdown“, in Flandern stand am Abend eine Krisensitzung über die gleichen Maßnahmen an.

(Bild: AFP)

Krawalle in Italien
Das italienische Gesundheitsministerium meldete am Dienstag 21.994 neue Positiv-Tests, ein Rekord. Zudem gab es 221 weitere Todesfälle. Damit wurde zum ersten Mal seit Mitte Mai die Marke von 200 Toten pro Tag überschritten. In Italien wächst unterdessen die Wut und Verzweiflung über immer schärfere Auflagen.

Auf der Piazza del Popolo in Rom kam es im Zuge der Proteste zur Konfrontation mit der Polizei. (Bild: AFP/Andreas SOLARO)
Auf der Piazza del Popolo in Rom kam es im Zuge der Proteste zur Konfrontation mit der Polizei.
(Bild: AP)
(Bild: AP)

Angespannte Situation auch in Großbritannien
Auch in Großbritannien ist die Lage sehr angespannt. Die Kapazität erster Kliniken etwa im Großraum Manchester ist Medienberichten zufolge erschöpft. Tschechien hat drastische Maßnahmen wie eine nächtliche Ausgangssperre beschlossen, um eine innerhalb von zwei Wochen erwartete Überlastung der Krankenhäuser doch noch zu verhindern. In Russland ist besonders die Hauptstadt Moskau betroffen, wo auch provisorische Hospitäler gebaut wurden.

Mangel an Personal in Deutschland, Zahlen in der Schweiz verdoppelt
In Deutschland mangelt es zwar nicht an Intensivbetten, wohl aber an Pflegepersonal. Die Covid-Taskforce der Schweizer Regierung schätzt, dass die Intensivbetten Mitte November voll belegt sein werden, falls die Ansteckungen weiter so zunehmen.

Belastung für Österreichs Spitäler immer größer
Auch in Österreich wird die Belastung für die Spitäler immer größer. Innerhalb einer Woche stieg die Zahl der von Intensivpatienten von 145 auf 203 Betten um 40 Prozent. Damit liegt die Auslastung derzeit bei knapp 24 Prozent - Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nannte zuletzt eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent als kritische Marke.

WHO appelliert an Menschen, Regeln einzuhalten
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte Verständnis dafür, dass viele Menschen eine „Pandemie-Müdigkeit“ fühlten. Die psychische und physische Belastung durch das Arbeiten von zu Hause sowie die Distanz zu Freunden und Familie sei hoch. Dennoch dürften die Menschen nicht aufgeben. Vor allem aber müssten die Gesundheitssysteme geschützt werden und die Menschen, die für sie arbeiteten. Die WHO rief die Menschen dazu auf, alle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um Ansteckungen zu vermeiden. Nur so könnten auch weitere Lockdowns verhindert werden. 

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