Weite Kreise zieht das millionenschwere Fiasko der Commerzialbank Mattersburg. In den Fokus der Ermittlungen geraten ist auch ein ÖVP-Mandatar im Zuge der Landtagssitzung vom 13. August. Wortgewaltig hatte er sich im Saal dem Skandal und dem beschuldigten Ex-Bankchef gewidmet. „Es kann doch nicht sein, dass Martin Pucher gemeinsam mit seinen Genossen mit dem hart ersparten Geld der Bevölkerung wie im Römischen Reich Spiele ausrichtete und veranstaltete. Im Jahr 64 nach Christus brannte Rom – 2020 Mattersburg.“
In der flammenden Rede kamen sogar Vergleiche mit dem ehemaligen Staatspräsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow sowie dessen Politik von Perestroika und Glasnost vor. Hingewiesen werden sollte damit auf die Zeit des Aufbruchs und Umbruchs, der Transparenz und Aufklärung. Augenblicke später hatte der Abgeordnete in seinen Ausführungen behauptet, dass ihm ein Geschädigter aus dem Bezirk Mattersburg gesagt habe, wer sich das Geld aus der Commerzialbank eingestreift habe (siehe Faksimile in unserer heutigen Burgenland-Printausgabe).
Den hellhörigen Ermittlern entging diese Passage der Rede nicht. Für sie entstand der Eindruck, der ÖVP-Mandatar verfüge über spezielle Insiderinformationen und kenne einen wichtigen Zeugen, der genau wisse, wohin die abgezweigten Millionen geflossen sind. Wochen später erfolgte die Einvernahme durch das Landeskriminalamt – und der türkise Politiker „packte aus“. Statt konkreter Hinweise, die neue Erkenntnisse hätten mit sich bringen können, gab es allerdings nur Ausflüchte. Der ÖVP-Abgeordnete aus dem Bezirk Eisenstadt hat zugegeben, dass er die Aussage, so wie sie im stenografischen Protokoll der Landtagssitzung festgehalten ist, zwar getätigt habe, jedoch viele Wortspielereien vorgekommen seien, die mitunter sarkastisch gemeint waren. Schlussendlich musste der Mandatar eingestehen, dass er nie mit einem Geschädigten gesprochen habe, der wisse, wo das Geld der Bank geblieben ist (siehe Faksimile in unserer heutigen Burgenland-Printausgabe). Also, falscher Alarm für die Kriminalbeamten!
Karl Grammer, Kronen Zeitung
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