„Freundlicher Mensch“

Attentäter zeigte Familie Tatort, bevor er tötete

Ausland
30.10.2020 15:43

Nach der entsetzlichen Bluttat in Nizza fragt sich die ganze Welt, was den brutalen Attentäter zu dem Verbrechen getrieben haben könnte. Unter Verdacht steht ein 21-jähriger Tunesier, der über Italien nach Europa eingereist war. Bei seiner Verhaftung hatte Brahim Aouissaoui die Papiere des Roten Kreuzes dabei, die ihm im Identifikationszentrum ausgestellt wurden. Er wurde vor seiner Verhaftung angeschossen und befindet sich noch im Spital. Wenige Stunden vor der Tat hatte er noch ein Videotelefonat mit seiner Familie geführt und dabei auch den späteren Schauplatz des Verbrechens gezeigt.

Der islamistisch motivierte Terror hat Frankreich wieder fest im Griff. Die äußerst barbarische Vorgangsweise des Attentäters, der eine Frau enthauptete und zwei weitere Menschen mit einem Messer niederstach, sorgte weit über die Landesgrenzen hinaus für blankes Entsetzen. Doch was hat den jungen Verdächtigen zu dieser Wahnsinnstat getrieben?

Auf dem Foto, das im Identifikationszentrum in Italien von dem späteren Terror-Verdächtigen gemacht wurde, lächelt der junge Mann jedenfalls freundlich und mit breitem Grinsen in die Kamera.

Tunesier zeigte Familie kurz vor Anschlag Areal um Tatort
Seine Familie, die in Sfax in Zentraltunesien lebt, kann nicht nachvollziehen, was sich im Kopf des 21-Jährigen abgespielt haben könnte. Wie die Agentur Reuters berichtete, hatte der Verdächtige noch Stunden vor der Tat ein Videotelefonat mit seiner Familie geführt. Er war erst in der Früh in Nizza angekommen. Dabei habe er kein auffälliges Verhalten gezeigt, das auf einen geplanten Gewaltakt hätte schließen lassen können. Er habe kurz nach seiner Ankunft die Kirche Notre Dame besucht, um einen Schlafplatz zu suchen. Der Familie habe er schließlich mitgeteilt, er wolle in einem Gebäude gegenüber dem Gotteshaus übernachten. In dem Videoanruf habe er ihnen auch die Gegend rund um den späteren Tatort gezeigt.

Kmar weint, nachdem sie von der Anti-Terror-Einheit der tunesischen Polizei befragt wurde. (Bild: AFP )
Kmar weint, nachdem sie von der Anti-Terror-Einheit der tunesischen Polizei befragt wurde.
Hier wohnt die Familie des Verdächtigen in Sfax. (Bild: AFP)
Hier wohnt die Familie des Verdächtigen in Sfax.

Bruder: „Er hat nie Extremismus gezeigt
Als die Familie schließlich die Bilder des Terror-Schauplatzes im Fernsehen sah, wusste diese genau, dass es sich dabei um den Ort handelte, den ihnen Aouissaoui gezeigt hatte. Sie können die Tat kaum fassen. „Mein Bruder ist ein freundlicher Mensch und hat nie Extremismus gezeigt“, erklärte sein Bruder Yacine. „Er respektierte alle anderen Menschen und akzeptierte ihre Unterschiede, schon seit er ein Kind war.“

Kmar und Yacine, Mutter und Bruder des Terror-Verdächtigen Brahim Aouissaoui (Bild: AFP)
Kmar und Yacine, Mutter und Bruder des Terror-Verdächtigen Brahim Aouissaoui

Aouissaoui hatte Sfax im September verlassen, ohne seiner Familie Bescheid zu geben. „Er erzählte uns nichts und wir waren überrascht, als er uns sagte, dass er Italien erreicht hatte“, so Yacine. Die Familie des mutmaßlichen Attentäters ist nun selbst ins Visier der tunesischen Behörden geraten und wird zu dem entsetzlichen Vorfall befragt. 

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