30.10.2020 17:17

Betrifft uns die Wahl?

„Größere Stabilität, wenn Biden gewinnt“

Am 3. November wählen die Vereinigten Staaten von Amerika einen neuen Präsidenten. Betrifft uns das in Österreich überhaupt, und macht es für uns einen Unterschied, wer in Washington im Weißen Haus sitzt? Das bespricht Damita Pressl diese Woche bei „Moment Mal“ mit der Kommunikationsleiterin der Democrats Abroad Austria, Sophie Spiegelberger, sowie mit dem Generalsekretär der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, Rainer Newald. 

„Eine größere Stabilität kann bei einem Wahlsieg von Biden vorausgesetzt werden“, gibt Rainer Newald zu, der als Generalsekretär der österreichisch-amerikanischen Gesellschaft eine überparteiliche und unpolitische Instanz vertritt. Trumps Entscheidungen seien, so Newald, unberechenbarer gewesen; das wolle er aber gar nicht werten. Die Demokratin Sophie Spiegelberger stellt klar: Joe Biden würde die USA wieder in Richtung Multilateralismus führen. Das Land würde etwa dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten, mit dem Iran in Gesprächen bleiben, die Weltgesundheitsorganisation nicht verlassen. Dass Trump sich besinnt und staatsmännischer in seinen Beziehungen zu anderen Ländern wird, hält Spiegelberger für ausgeschlossen: „Wenn die USA nicht als globaler Watchdog dabei ist, entsteht ein Machtvakuum, das auch von Mächten wie China oder Russland gefüllt werden kann. Ich glaube, das ist für uns alle nicht die beste Lösung.“

Der 45. US-Präsident Donald Trump galt bisher als Klimawandel-Skeptiker. (Bild: AP, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
Der 45. US-Präsident Donald Trump galt bisher als Klimawandel-Skeptiker.

Das Klima, da sind sich Spiegelberger und Newald einig, ist „nach CoViD das größte internationale Thema“. Und nachdem auch Österreich sich mit den USA einen Planeten teilt, die mit rund 14% des gesamten CO2-Ausstoßes weltweit der zweitgrößte Verursacher sind, würde wohl auch uns ein Präsident zugute kommen, der sich des Themas annimmt. Aber, so gibt Newald zu bedenken, „da könnten wir als geeinte Europäische Union ohne Schrebergartendenken einzelner Länder sehr wohl auch Einfluss nehmen“. Auch allgemein sollte Österreich keinen Alleingang in den Beziehungen zu den USA versuchen, sind sich Spiegelberger und Newald einig: „Wir müssen hier als Europäische Union auftreten“. Das, obwohl Bundeskanzler Sebastian Kurz und Präsident Donald Trump sich bekanntlich ja gar nicht so schlecht verstehen

(Bild: APA/dpa/Arne Dedert (Symbolbild))

Für österreichische Anleger an den amerikanischen Börsen wird es auf lange Sicht wohl kaum Effekte geben, schätzt Newald. Sollten die Republikaner gewinnen, würden die Kurse kurzfristig wohl ein wenig ansteigen, würden sich langfristig aber wieder stabilisieren - bei einem demokratischen Sieg wäre das umgekehrt. Aber die Märkte brauchen vor allem Stabilität, so Newald, „das ist das Einzige, was zählt“. Spiegelberger gibt zu bedenken, dass die meisten Trump-Wähler wohl ohnehin keine Aktien kaufen würden, so gern der Präsident auch mit Marktrekorden wirbt: „Für den normalen Menschen ist es wichtig, dass jemand etwas gegen die Arbeitslosigkeit tut. Es ist egal, ob die Aktienmärkte sehr hoch sind, wenn die Arbeitslosigkeit auch hoch ist.“

Das Weiße Haus in Washington (Bild: APA/dpa/Rainer Jensen)
Das Weiße Haus in Washington

Und dann wäre da noch das Image-Thema. Kaum jemand in Österreich würde für Trump stimmen, hat eine Umfrage kürzlich ergeben. Entsprechend beeinflusst die Wahl auch das Image der USA. Spiegelberger betont: „Wenn man sich in Russland anschauen, was über Trump geschrieben wird - da kann Putin mit seinen Propagandamedien sagen, dass in den USA Chaos herrscht, und das stimmt auch.“ Aus der Innenperspektive der US-Amerikaner wirke das alles ein wenig anders, sagt Newald, aber auch er verstehe, wenn Trumps Politik im Ausland schwer nachvollziehbar sei. 

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