Motiv weiter mysteriös
Weiterer Verdächtiger nach Nizza-Drama in Haft
Nach dem Terroranschlag in Nizza, bei dem drei Menschen brutal getötet wurden, haben die Ermittler nun einen weiteren Verdächtigen festgenommen. Ein 33-Jähriger steht unter Verdacht, in Verbindung mit dem mutmaßlichen Täter, einen 21-jährigen Tunesier namens Brahim Aouissaoui, zu stehen. „Wir versuchen, seine Rolle in dem Ganzen zu klären“, heißt es aus Justizkreisen. Damit befinden sich nun insgesamt drei Männer in Polizeigewahrsam.
Trotz der anfänglichen Vermutung, dass es sich bei dem mutmaßlich islamistisch motivierten Attentäter um einen Einzelgänger handle, sucht die französische Polizei weiterhin mögliche Komplizen im Umfeld des Tunesiers. So wurde bereits ein 47-Jähriger weil er angeblich Kontakt zu Aouissaoui gehabt haben soll. Dem Mann konnte allerdings keine Verbindung zum Terroranschlag nachgewiesen werden, wurde aus Justizkreisen berichtet.
Tatwaffe war 30 Zentimeter langes Messer
Der 21-jährige Tunesier hatte sich nach Angaben seiner Familie in den vergangenen zwei Jahren zunehmend isoliert und war religiös geworden. Am Donnerstag war Aouissaoui mit einem 30 Zentimeter langen Messer mit einer 17 Zentimeter langen Klinge auf Menschen in der Notre-Dame-Kirche losgegangen. Er schnitt einer 60-Jährigen und einem 54-jährigen Kirchenmitarbeiter die Kehle durch. Ein weiteres Opfer konnte sich zunächst in eine Bar flüchten. Die 44-jährige dreifache Mutter erlag dort wenig später ihren schweren Verletzungen.
Es wurden schließlich noch weitere Messer, zwei Handys sowie ein Koran in der Tasche des Verdächtigen gefunden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angreifer noch viel mehr Menschen töten wollte. Sie ermittelt wegen Mordes im Zusammenhang „mit einer terroristischen Tat“.
Der mutmaßliche Täter war erst vor kurzem aus Italien nach Frankreich eingereist. Einer mit den Ermittlungen vertrauten Quelle zufolge gehen die Behörden davon aus, dass Aouissaoui nicht länger als 48 Stunden vor dem Anschlag in Nizza eintraf. Einer weiteren Quelle zufolge ist noch unklar, was den 21-Jährigen konkret zur der Tat verleitete.
Aouissaoui stammt aus einer kinderreichen Familie in der tunesischen Küstenstadt Sfax. Seine Familie kann kaum glauben, dass er der Täter sein könnte. „Das ist nicht normal“, sagte sein Bruder. Andere Verwandte sagten dagegen, der 21-Jährige habe sich zuletzt zurückgezogen. Die Mutter berichtete: „Er betete, ging zur Arbeit, kam zurück. Mit anderen traf er sich nicht und verließ sonst auch nicht das Haus.“
Laut Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi rief der Angreifer mehrfach „Allahu Akbar“ (Gott ist groß), bevor ihn die Polizei mit Schüssen verletzte und festnahm. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen war er bis Freitagabend noch nicht wieder bei Bewusstsein. Auch die Behörden in Tunesien eröffneten eine Untersuchung und kündigten an, die französischen Behörden zu unterstützen.
Frankreich „im Krieg mit dem islamistischen Extremismus"
Laut Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin stand Aouissaoui „auf keiner unserer Überwachungslisten, weder auf der französischen noch auf der europäischen.“ Der Minister wiederholte am Freitag, Frankreich befinde sich „im Krieg mit dem islamistischen Extremismus“. Darmanin kündigte zudem an, tausende zusätzliche Einsatzkräfte auf die Straße zu schicken, um die Sicherheit in Frankreich zu gewährleisten. Demnach werden 3500 Reservepolizisten mobilisiert, damit insgesamt 7000 Sicherheitskräfte den lokalen Behörden zur Verfügung stehen. Insbesondere Schulen und Kirchen sollen besser geschützt werden.
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