Mit Durchhalteparolen und einem dringenden Appell, den neuen Lockdown mitzutragen, hat sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Samstagabend an die österreichische Bevölkerung gewandt. „Glauben Sie mir, ich würde Ihnen heute gerne eine andere Nachricht überbringen. Aber es ist meine Aufgabe, Ihnen die Wahrheit zu sagen und notwendige Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unangenehm und unpopulär sind“, sagte der ÖVP-Chef in einer TV-Ansprache im ORF. Die wichtigste Aufgabe der Regierung sei es jetzt, die Bevölkerung zu schützen.
Die zweite Welle der Corona-Pandemie sei für ganz Europa extrem intensiv und stelle auch Österreich vor eine massive Herausforderung. „Österreich hat zwar eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, aber auch unsere Kapazitäten sind begrenzt“, betonte der Kanzler.
„Das können und werden wir nicht zulassen“
Sollte dieses Wachstum der Neuinfektionen weiter stattfinden, würden die Kapazitäten bald gesprengt werden. Dies würde nicht nur bedeuten, dass geplante Operationen aufgeschoben werden müssten, sondern auch, dass Krankenhäuser entscheiden müssten, ob ein Unfallopfer, ein Herzinfarktpatient oder ein Corona-Fall das freie Intensivbett bekommt. „In solch einer Situation entscheiden Ärzte über Leben und Tod und Patienten bekommen nicht die Behandlung, die sie brauchen. Das können und werden wir nicht zulassen.“ Daher müsse man als Bundesregierung jetzt entschlossen handeln und die Zahl der täglichen Neuinfektionen entscheidend senken.
„Müssen auf vieles verzichten, was unser Leben ausmacht“
Daher habe man sich für den zweiten Lockdown (ab Dienstag und bis Ende November) entschieden. „Wie im Frühling werden wir in dieser Phase auf vieles verzichten müssen, was unser Leben ausmacht. Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir die Wirtschaft so gut es geht am Laufen halten.“ Daher bleibe der Handel weiter geöffnet und auch Industrie und Produktion werden weiterarbeiten können.
„So viele Arbeitsplätze wie möglich retten“
Betroffene Unternehmen werden laut Kurz bis zu 80 Prozent des Umsatzes im November ersetzen, wenn sie sich verpflichten, ihre Mitarbeiter zu behalten. „Wir werden dabei rasch und unbürokratisch helfen, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten.“
Kurz appellierte weiters, die sozialen Kontakte einzuschränken und bei Treffen Abstand zu halten. „Die meisten Ansteckungen finden nach wie vor statt, wenn sich Menschen treffen, die sich gut kennen. Denn gerade wenn man Menschen trifft, die man mag, hält man oft wenig Abstand.
„Auch für mich ist es schwer, Familie und Verwandte nicht zu sehen“
Er habe Verständnis, dass die Einhaltung der Maßnahmen nicht für jeden leicht sei. „Die Pandemie ist für jeden von uns eine Belastung und sie löst in jedem von uns etwas aus. Auch für mich ist es nicht angenehm, stets eine Maske zu tragen, auch für mich ist es schwer, Familie und Verwandte nicht zu sehen.“
Kurz verwies dabei darauf, dass viele Menschen in anderen Teilen der Welt diese Krise unter ganz anderen Bedingungen durchleben müssten. „Auch wenn die Situation für uns schwierig ist, können wir uns doch glücklich schätzen, sie in einem Land wie Österreich zu erleben - mit einem starken Gesundheitssystem, einem robusten Sozialstaat und der Finanzkraft, um Notsituationen abzufedern.“
Kurz: Bis Sommer 2021 Rückkehr zur Normalität
Der Kanzler sei überzeugt, dass man - mithilfe eines Impfstoffs - bis zum Sommer 2021 den Durchbruch schaffe und man wieder zurück zur gewohnten Normalität zurückkehren könne. Er bat zum Schluss seiner rund zehnminütigen Rede die Bevölkerung darum, die Maßnahmen mitzutragen. „Leisten wir alle unseren Beitrag, damit die Republik Österreich und somit wir alle gut durch diese Krise kommen.“
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