„Kein Freibrief“

Lockdown: Weihnachten zu retten liegt an uns

Coronavirus
01.11.2020 06:00

Können die neuen Maßnahmen Weihnachten retten? Eine sehr schwierige Frage, sagt der Mathematiker Niki Popper. Klar sei aber, einen Freibrief für die Feiertage kann man sich auch mit einem Lockdown nicht kaufen.

Das ist der Lockdown, der Weihnachten retten soll, hieß es aus Deutschland, als die neuen Maßnahmen verkündet wurden. Das Land geht ab Dienstag in den Notbetrieb, um eine nationale Gesundheitsnotlage zu vermeiden und einen noch härteren Lockdown rund um die Weihnachtsfeiertage zu verhindern. Österreich zieht bekanntlich mit noch drastischeren Maßnahmen nach. Doch geht dieser Plan auf?

Der Wiener Simulationsforscher Dr. Niki Popper (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Der Wiener Simulationsforscher Dr. Niki Popper

Freizeitkontakte reduzieren!
Die schlechte Nachricht zuerst: „Leider ist das effektivste Mittel zur Eindämmung des Virus eine Reduktion der Freizeitkontakte - und weniger Durchmischung“, erklärt der Simulationsforscher Popper. Das ändere sich auch an den Feiertagen nicht.

„Je niedriger die Zahlen, desto länger hält Effekt“
Wie sehr sich das Infektionsgeschehen verändert, hänge immer von der Strenge und Dauer der Maßnahmen ab - und wie sehr sich die Menschen daran halten. „Tatsache ist“, sagt Popper, „je weiter wir die Zahlen nach unten bekommen, desto länger hält der Effekt an.“

„Es dauert fünf bis sieben Tage, bis die Kurve reagiert“
Denn die Dynamik sehe so aus: „Ab Beginn der Maßnahmen steigen aufgrund der Verzögerung noch eine Woche lang die Zahlen, denn es dauert fünf bis sieben Tage, bis die Kurve reagiert. Danach geht es nach unten“, erklärt der Wissenschaftler. „Bei der Aufhebung der Maßnahme haben wir aber genau diese Dynamik auf unserer Seite.“

Heißt, hier sinken die Zahlen nach Ende des Lockdowns, weil die harten Maßnahmen noch nachwirken. Im besten Fall bis Mitte Dezember. Das Problem: Hier gelte es, die niedrige Zahl zu stabilisieren. Denn kehre man danach sofort in den Normalbetrieb zurück, wiederhole sich die Geschichte. „Wir können uns leider keinen Freibrief für Weihnachten kaufen, so funktioniert die Welt nicht. Wir werden uns weiterhin überlegen müssen, wen wir treffen.“

„Wir müssen trotzdem weiter vorsichtig sein“
Denn die Sache sei die: „Jetzt kommen Maßnahmen, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Die Frage ist, warten wir danach ab, oder versuchen wir die Zahlen konsequent - auch über Weihnachten hinaus - niedrig zu halten, woran wir nun ja gescheitert sind.“

(Bild: EXPA/ JFK)

„Dass Testen und Tracen nicht sinnvoll ist, ist eine Fehlinfo“
Popper plädiert deshalb vor allem für eine gute Teststrategie, denn „dass Testen und Tracen nicht sinnvoll ist, ist eine echte Fehlinfo“, sagt der Forscher. Um die Zahlen zu stabilisieren, müsse schnell getestet und isoliert werden - dafür müsse man die Ressourcen erhöhen. Denn finde man die Kontaktpersonen erst nach zehn Tagen, könne man den Akt wirklich wegschmeißen.

Zwei bis drei Wochen nach Beginn der Maßnahmen werde man sehen, wie gut diese greifen, sagt Popper - „das entbindet uns aber nicht davon, weiterhin schlaue Strategien zu verfolgen.“ Es bleibt also zu hoffen, dass die neuen Maßnahmen zumindest noch härtere Regeln um Weihnachten verhindern.

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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