Der zweite Lockdown in Österreich soll eine Überlastung der Spitäler und eine in Folge notwendige Triage verhindern. Denn diese könnte dann auch Patienten ohne Covid-19 betreffen, die aus anderen Gründen medizinische Hilfe brauchten, warnte der Präsident der Intensivmedizin-Fachgesellschaft ÖGARI, Klaus Markstaller, am Sonntag.
Der Begriff Triage leitet sich vom französischen Wort „trier“ (sortieren) ab. Dabei werden Patienten nach kurzer Begutachtung für die Dringlichkeit ihrer Behandlung eingeteilt - etwa nach Katastrophen, Unfällen oder Anschlägen mit vielen Verletzten. Entwickelt wurde das System vom russischen Arzt Nikolai Pirogow, um im Krimkrieg (1853 bis 1856) mit der hohen Zahl verletzter Soldaten umzugehen.
„Wir haben in Österreich ein hoch entwickeltes und hervorragendes Gesundheitssystem und sind es gewohnt, die bestmöglichen Ergebnisse - etwa bei Parametern wie Sterblichkeit oder Komplikationen - zu erreichen“, betonte Markstaller in einer Aussendung. Eine unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung drohe aber, rasch zu einer Überlastung des Gesundheitssystems zu führen.
„Optimale Versorgung bei Überlastung nicht mehr möglich“
„Bei Überlastung des Systems ist die individuell optimale Betreuung für jede und jeden kritisch Kranken - ob mit oder ohne Covid-19 - nicht mehr möglich und weicht einer ‘Triagemedizin‘ - es sind also Priorisierungen nötig und nicht alle kommen in den Genuss einer optimalen Versorgung“, erläuterte Markstaller. Dann steige auch ganz klar die Sterblichkeit, das zeigen die Erfahrungen aus anderen Ländern, wo diese Überlastung eingetreten ist.
Vor allem Ältere mit Begleiterkrankungen nicht mehr intensivmedizinisch betreut
Zu Beginn der Pandemie war es in der chinesischen Stadt Wuhan und danach in anderen Teilen des Landes innerhalb der ersten Jänner-Wochen zu einem explosionsartigen Anstieg der Covid-19-Fälle gekommen. In Wuhan brach zeitweise das Gesundheitssystem zusammen. Aufgrund des Mangels an Intensivbetten wurde frühzeitig ein Triagesystem etabliert, hatte der deutsche Infektiologe Tobias Welte kürzlich auf der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie berichtet.
„Ältere Patienten, insbesondere solche mit Ko-Morbiditäten (Begleiterkrankungen, Anm.) wurden bei Vorliegen einer respiratorischen Insuffizienz nicht mehr intensivmedizinisch betreut“, erläuterte Welte. „Hieraus erklärt sich die hohe Sterblichkeitsrate in Wuhan.“ Auch in Italien und Frankreich war es im weiteren Verlauf der Pandemie zu Triage-Entscheidungen gekommen.
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