„Kraftanstrengung“

2. Lockdown: Deutschland hat schon dichtgemacht

Ausland
02.11.2020 07:42

In Deutschland sind mit dem Montag überall härtere Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kraft getreten. Unter anderem ist der gemeinsame Aufenthalt in der Öffentlichkeit nur noch Menschen aus zwei Haushalten erlaubt, höchstens aber zehn Menschen. Gesundheitsminister Jens Spahn rief die Bürger eindringlich zur deutlichen Reduzierung ihrer Kontakte auf. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft erwartet einen Rekord an intensivmedizinisch zu versorgenden Patienten.

Eine Vielzahl von Betrieben und Einrichtungen wie Opern, Theater, Schwimmbäder und Fitnessstudios muss - ähnlich wie in Österreich ab Dienstag - geschlossen bleiben. Restaurants sind nur noch der Außer-Haus-Verkauf und die Lieferung von Speisen erlaubt. Übernachtungsangebote für touristische Zwecke sind untersagt.

(Bild: AP)
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Der Einzelhandel hingegen kann seine Geschäfte weiterhin öffnen. Auch Schulen und Kindertagesstätten bleiben offen. Die Maßnahmen gelten zunächst bis Ende November; Mitte des Monats wollen Bund und Länder eine Zwischenbilanz ziehen. Einige Bundesländer weichen in Details von dem vereinbarten Maßnahmenkatalog ab.

„Nationale Kraftanstrengung im November nötig“
Kurz vor Inkrafttreten des Teil-Lockdowns sagte Spahn am Sonntagabend im ZDF-„heute-journal“: Um angemessen mit der „Jahrhundertsituation“ der Corona-Pandemie umzugehen, sei eine „nationale Kraftanstrengung im November“ nötig. Damit Kindertagesstätten und Schulen offen bleiben könnten, müssten die Kontakte anderweitig „umso mehr“ verringert werden.

Die Gastro im „Winterschlaf“. Seit Anfang November ist der zweite Lockdown in Deutschland in Kraft. (Bild: AFP)
Die Gastro im „Winterschlaf“. Seit Anfang November ist der zweite Lockdown in Deutschland in Kraft.
(Bild: AFP)

Spahn zeigte sich zuversichtlich, dass, wie durch den Lockdown im Frühling, auch durch die Einschränkungen im November die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus deutlich verlangsamt werden könne. Von Vorteil sei, dass mittlerweile mehr über den Erreger und seine Verbreitung bekannt sei. „Wir können mit jedem Monat besser mit diesem Virus umgehen“, sagte der deutsche Gesundheitsminister.

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) (Bild: APA/AFP/POOL/Michael Sohn)
Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)

Vor knapp zwei Wochen hatte Spahn mitgeteilt, dass er sich selbst mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatte. Die Erkrankung habe bei ihm aber einen „sehr milden Verlauf“ gehabt, sagte der Minister. Seit einigen Tagen sei er „symptomfrei“. Die Infektion habe ihn noch demütiger im Umgang mit Corona und dankbarer für das deutsche Gesundheitssystem gemacht, sagte Spahn.

Rekord bei Intensivpatienten erwartet
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet damit, dass in zwei bis drei Wochen die Höchstzahl der Intensivpatienten vom April übertroffen werden. Dies lasse sich gar nicht mehr verhindern, sagte Verbandschef Gerald Gaß der „Bild“-Zeitung. „Wer bei uns in drei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist heute schon infiziert.“ Gaß kündigte an, dass Pflegepersonal aus nicht-intensivmedizinischen Bereichen auf den Intensivstationen eingesetzt werden solle. Dies sei „natürlich nicht optimal, aber in einer solchen Ausnahmesituation zu rechtfertigen“.

Ein Corona-Behandlungszentrum in Berlin (Archivbild) (Bild: AFP)
Ein Corona-Behandlungszentrum in Berlin (Archivbild)

Bund und Länder bereiten sich bereits auf eine mögliche Überlastung von Krankenhäusern vor. Ein Papier des Bundesinnenministeriums, welches der Nachrichtenagentur AFP am Wochenende vorlag, umreißt eine „Konzeption für einen länderübergreifenden Patiententransport bei einem Worst-Case-Covid-19-Szenario“.

Mehr als 12.000 Neuinfektionen
Die deutschen Gesundheitsämter meldeten jedenfalls nach Angaben des Robert-Koch-Instituts als zuständige Seuchenbehörde vom frühen Montagmorgen 12.097 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Zwar sind erfahrungsgemäß sind die Fallzahlen an Montagen niedriger, auch weil an Wochenenden weniger getestet wird, am Montag vor einer Woche war die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden aber noch bei 8685 gelegen.

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