Kaum noch Platz

Coronavirus: Intensivstationen sind fast am Limit

Österreich
03.11.2020 06:01

Steigende Zahlen lassen die Spitäler zum Lockdown-Start einmal mehr Alarm schlagen. Auf den Intensivstationen gibt es 79 Prozent Auslastung.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und mehrere Experten warnten am Montag eindringlich, die am Dienstag in Kraft tretenden Maßnahmen zu beachten und nicht nur im Lockdown umzusetzen. Binnen einer Woche war ein Anstieg von 62 Prozent bei den Covid-19-Patienten in den Spitälern zu verzeichnen. Auf den Intensivstationen machte das Plus sogar 78 Prozent aus.

Am Montag befanden sich bei 4135 Neuinfektionen binnen 24 Stunden 2161 Patienten im Spital, um 213 mehr als am Sonntag. 336 Patienten bedurften intensivmedizinischer Betreuung. Weitere 29 Menschen sind binnen 24 Stunden verstorben: „Wenn dies so weitergeht, steuern wir auf eine erhebliche Krisensituation zu“, meinte Anschober. Man müsse „alles tun, um die Trendwende ab Mitte November zu erreichen“.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Gesundheitsminister Rudolf Anschober

Er gehe davon aus, „dass die Neuinfektionen in dieser Woche deutlich steigen werden“, zumal nachgeschärfte Maßnahmen erst mit zeitlicher Verzögerung wirken. Ohne wirksame Gegenmaßnahmen sei das heimische Gesundheitssystem in Gefahr, warnte Herwig Ostermann, Chef der Gesundheit Österreich. Sollten die Neuinfektionen und die effektive Reproduktionszahl nicht gedrückt und das Infektionsgeschehen nicht eingebremst werden, „wird unser Gesundheitssystem relativ rasch an seine Kapazitätsgrenzen stoßen“.

Von hundert Infizierten benötigen laut Statistik fünf ein Spitalsbett, ein Patient muss intensivmedizinisch betreut werden. Infektiologe Herwig Kollaritsch appellierte an die Bevölkerung, die Sozialkontakte jetzt „drastisch einzuschränken“. Es gehe darum, die effektive Reproduktionszahl - sie liegt jetzt bei 1,4, das heißt ein Infizierter steckt im Schnitt 1,4 Personen an - deutlich zu senken. Von einem Impfstoff könne man sich keine Wunder erwarten, dämpfte Kollaritsch die Hoffnung. Nur mit einem transmissionsblockierenden Impfstoff, mit dem die Bevölkerung breit durchgeimpft wird, sei Herdenimmunität zu erreichen.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Wichtig sei es daher, „auf Monate, vielleicht viele Monate“ die Schutzmaßnahmen - das Tragen von Mund-Nasen-Schutz, das Beachten des Mindestabstands und das Reduzieren von Sozialkontakten - beizubehalten. Das sei so lange ein Muss, „bis wir sagen können: Brand aus“, betonte der Infektiologe.

Kronen Zeitung

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