Unmittelbar vor Wahl
Angst vor Unruhen: Washington verbarrikadiert sich
Auch wenn ein Großteil der US-Amerikaner seine Stimme bereits abgegeben hat, spitzt sich nun alles auf den Wahltag zu. Dennoch ist es im politischen Zentrum der Vereinigten Staaten nur wenige Stunden vor dem großen Showdown überraschend ruhig - es ist allerdings nur die Ruhe vor dem Sturm. Aus den USA berichtet „Krone“-Redakteur Oliver Papacek.
Durch die Häuserschluchten von Washington D.C. pfeift ein rauer Wind. Das liegt aber nicht nur an der aktuellen Wetterlage. Man wird das Gefühl nicht los, dass sich hier etwas zusammenbraut. Etwas, das sich wie ein Hurrikan entladen könnte. In den Blocks rund um das Weiße Haus und darüber hinaus ist seit Tagen das Kreischen von Kreissägen zu vernehmen, Arbeiter zimmern auf offener Straße Holzverschläge zusammen. Geschäfte, Banken und Lokale verbarrikadieren ihre Schaufenster, die Angst vor Ausschreitungen, Straßenschlachten und sogar Plünderungen geht um.
In der Demokraten-Hochburg Washington kam es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu wilden Protesten gegen den amtierenden Präsidenten (Stichwort: Black Lives Matter). Sollte er tatsächlich erneut das Rennen machen, könnten hier jedenfalls die Fetzen fliegen. Einen Vorgeschmack lieferten in den vergangenen Tagen bereits Trump-Gegner und dessen Fans bei kleineren Wortgefechten und Demos.
Straßen verhältnismäßig leer
Dabei sind die Straßen der 700.000-Einwohner-Stadt verhältnismäßig leer. Washington wird durch die Politik geprägt, die Abgeordneten im Kongress und ihre Mitarbeiterstäbe. Die sind aktuell aber in ihre Wahlkreise ausgeflogen und über das ganze Land verstreut. Zusätzlich ist das öffentliche Leben durch die Corona-Krise eingeschränkt. Einzig Medienvertreter rund um die Welt haben sich in die Metropole am Potomac River verirrt.
Die wenigen Touristen in der Stadt versuchen zumindest, einen kurzen Blick auf das Weiße Haus zu erhaschen. Und werden bitter enttäuscht. Auch der Präsident hat sich praktisch verbarrikadiert, hinter meterhohen Zäunen und Sichtschutz-Wänden lässt sich der Sitz des vermeintlich mächtigsten Mannes der Welt nur erahnen. Es entsteht der Eindruck, als hätte Trump einen Verteidigungswall errichtet, um nicht aus dem Weißen Haus fortgeschafft werden zu können. Darüber aber wird freilich heute das Volk entscheiden.
Oliver Papacek, Kronen Zeitung
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