Es sind unfassbare Szenen, die sich am Montagabend in Wien abspielten. Österreich und die Welt sind fassungslos über das Geschehen in der teilweise leer wirkenden Bundeshauptstadt. Im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags versammelte sich die österreichische Politspitze an einem der Tatorte: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und weitere Vertreter der Regierung sowie der Parteien legten im abgesicherten Bereich eines Tatorts Kränze nieder und zündeten Kerzen an.
Im Umkreis der Judengasse und der Jerusalem-Stiege herrschten eine bedrückende Stimmung und völlige Stille. Eine Hundertschaft von Exekutivbeamten war vor Ort, um den Bereich zu überwachen. Zutritt hatten auch ausgewählte Medienvertreter - jedoch nur kurz, um das Gedenken mit Kameras festhalten zu können.
Als um 12.45 Uhr der kurze Moment der Andacht seinen Beginn nahm, herrschte beinahe völlige Stille. Nur das Klicken der Kameras und das Surren einer Drohne, die aus Sicherheitsgründen über dem Platz schwebte, waren zu hören. Drei Kränze waren beim Desider-Friedmann-Platz bereits am Zaun des Magnolienbaum abgelegt worden.
Der Ort war bereits zum zweiten Mal Ort eines Terroranschlags geworden. Nur wenige Meter entfernt steht die Synagoge in der Seitenstettengasse, die 1981 von einem palästinensischen Kommando im Auftrag des Terroristen Abu Nidal überfallen wurde und vor dem dort zwei Menschen getötet und über 20 verletzt wurden.
Schweigeminute, dreitätige Staatstrauer
Zuvor waren der Bundeskanzler mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und den Klubobleuten der Parlamentsparteien im Bundeskanzleramt zu einem Krisentreffen zusammengetroffen. Nach einer „Minute des stillen Gedenkens“ wurde im Rahmen einer Sondersitzung eine dreitägige Staatstrauer beschlossen.
„Unseren Hass bekommt ihr nicht“
Vor der Andacht hatten SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner („Werden unsere Werte noch mehr verteidigen“), Bundeskanzler Kurz („Wir werden sie jagen!“) und Bundespräsident Van der Bellen („Attentat auf das Herz unserer Gesellschaft“) die Gewalt scharf verurteilt und ihre tiefe Betroffenheit geäußert. Bürgermeister Ludwig sprach von einem „furchtbaren Verbrechen“, Kardinal Christoph Schönborn rief zum Gebet für die Opfer auf: „Unseren Hass bekommt ihr nicht“, richtete er sich an die Bevölkerung.
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