In den vergangenen 24 Stunden wurden mehr als 6200 Corona-Neuinfizierte verzeichnet, 35 Menschen starben (Stand Mittwoch 9.30 Uhr). Hat die Regierung angesichts dieser dramatischen Zahlen zu spät reagiert? Was Experten sagen.
Der zweite Lockdown komme rund sechs Wochen zu spät, kritisiert Prim. Dr. Richard Greil vom Uniklinikum Salzburg. Aufgrund der Entwicklung des Infektionsgeschehens sei laut dem Salzburger Virologen schon längst die Notwendigkeit einer derartigen Maßnahme absehbar gewesen.
In meinen Augen ist das ein sehr später Lockdown. Wir sind dadurch in eine kritische Situation gekommen, die auch vorhersehbar war.
Virologe Primarius Dr. Richard Greil
Man kann diese aber nicht nur aus rein infektionsepidemiologischer Sicht beurteilen, wie Prof. Dr. Michael Kunze, Zentrum für Public Health, und Umweltmediziner Prof. Dr. Hans-Peter Hutter, MedUni Wien, erklären. Schließlich gilt es, so die Experten, auch viele andere Faktoren zu berücksichtigen, wie Verunsicherung der Bevölkerung, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen.
„Contact Tracing muss verbessert werden“
„Es ist eine Gratwanderung. Man kann auch noch immer nicht sagen, wo sich die meisten Menschen tatsächlich anstecken. Das Contact Tracing muss stark verbessert werden, um das Infektionsgeschehen punktgenauer eingrenzen zu können. Die Corona-App würde dabei helfen, Zeit und Geld zu sparen, aber leider haben sich noch immer viel zu wenige daran beteiligt“, betont Prof. Hutter.
Reaktionen der Menschen entscheidend
Für Prof. Kunze steht die Reaktion der Menschen im Vordergrund und weniger die Zeit des Lockdowns. „Es nützen die strengsten Maßnahmen nichts, wenn sich die Leute zu wenig daran halten. Hier hat die Kommunikation versagt. Als größtes Versäumnis sehe ich aber, dass noch immer Fälle in Seniorenheimen auftreten. Das dürfte nicht sein.“
Experten: Weitere Lockdowns wahrscheinlich
Jetzt gilt es erst einmal abzuwarten, wie sich der Lockdown auswirkt und ob er die gewünschte Senkung der Zahlen bringen wird. Prof. Hutter: „Das hängt davon ab, ob die Menschen so mitspielen wie im März. Wir haben noch keine Erfahrung, wie sich das Infektionsgeschehen in der Weihnachtszeit entwickeln wird. Wir wissen aber, was hilft: Maske tragen, Abstand halten und Hände waschen - wir müssen es nur tun.“ Für beide Experten sind weitere Lockdowns wahrscheinlich.
Regina Modl und Karin Rohrer, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.