Als er auf der Bühne stand, der schillernde Austropopper, wollten alle seine Freunde sein. Jetzt ist Alex Rehak tief unten - und viele wollen ihn nicht mehr kennen. Corona macht alles nur noch schlimmer.
Sprühend vor Lebensfreude hüpfte Alex Rehak auf der Bühne herum, ein echtes „Springinkerl“ im schillernden Glitzeranzug. Alle riss er mit, viele sonnten sich neben ihm, eine Menge Auszeichnungen fuhr er ein. Und selbst wer ihn belächelte, kam nicht umhin, ihm Anerkennung zu zollen für seinen Enthusiasmus, der nie zu enden schien, aber längst geendet hat. Denn jetzt sagt er selbst: „Ich bin am Boden.“ Um Spenden bittet er nicht, nicht mal um Lebensmittel, das würde er nie tun. Das machen andere für ihn, denen er so leid tut.
Mit dem Unfall hat die ganze Misere angefangen, erzählt er. Er zeigt uns sein Knie mit den Narben, das Bein ist so dünn wie das eines Kindes. Mager ist er. „Mich hat es die Stiegen runtergepickt, 15 Stufen. Drei Jahre war ich in der Reha, ich hab’ mich nie ganz erholt.“
Ein Bandscheibenvorfall kam noch dazu, einen Schlaganfall hatte er schon viel früher. Auftritte, um sich zur Pension von 917 Euro etwas dazuzuverdienen, sind damit nicht mehr möglich. Und jetzt in der Corona-Zeit lädt ihn auch keiner mehr zu privaten Feiern ein, um dort zu performen. Der schillernde Alex, der immer lachende, man ist erschüttert, wenn man ihn heute sieht. Traurig. Resigniert.
„Alle haben gedacht, ich bin reich geworden im Laufe meines Lebens“, sagt er bitter. Freilich, er hat gut verdient, er war aber halt immer auch großzügig, zur Familie, zu Freunden. Für seine über alles geliebten Katzen aus dem Tierheim - bis zu 15 arme Tiere hatte er. Und ein Haus ist sich auch ausgegangen.
Das musste er längst verkaufen, sonst wäre es sogar zwangsversteigert worden. Jetzt wohnt er zur Miete im früher eigenen Haus, die Vermieterin kommt ihm entgegen, seine Cousine steuert etwas bei. Längst wäre er ausgezogen in eine Einzimmerwohnung, für seine sieben noch verbliebenen Katzen hält er die Stellung. „Sie sind uralt, gehen in den Garten, ich kann ihnen das einfach nicht antun. Sie sind alles, was ich habe, und sie werden eh nicht mehr lange leben.“ Wenn sie sterben, stirbt auch ein Stück von ihm mit.
Die wenigen Freunde, die ihm geblieben sind, helfen aus, machen den Garten, putzen. Gerade hat ihm einer eine Fuhre Holz spendiert, weil Alex nur noch mit dem Oferl heizt, sich die reguläre Heizung nicht mehr leisten kann. „Ich heiz’ aber auch nur noch ein, wenn es wirklich kalt ist.“ Kein Lebensabend, den man sich für einen 70-jährigen, kranken Mann wünscht.
„Meine Geschichte zeigt, wie sehr das Schicksal für einen Menschen unerwartet die Karten neu mischen kann und wie rasch man von anderen vergessen wird, denen man über viele Jahre hinweg immer geholfen hat.“ Diese Erkenntnis trifft ihn, den Leutseligen, stets Hilfsbereiten, den „Kümmerer“ vielleicht mehr als die Schicksalsschläge.
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