Endspurt um Amt
Biden nach AP-Prognose nur Staat von Sieg entfernt
Dem demokratischen Kandidaten Joe Biden fehlt nur noch ein Bundesstaat auf den Sieg bei der US-Präsidentenwahl - wenn es nach einer Prognose der Nachrichtenagentur AP geht, die den Bundesstaat Arizona bereits dem Herausforderer zurechnet. Mit seinem Sieg in Michigan mit 16 Wahlleuten hält Biden demnach bei 264 Wahlmännern, um sechs weniger als für den Sieg erforderlich. Amtsinhaber Donald Trump sieht die AP derzeit bei 214 Stimmen.
Noch nicht ausgezählt waren am Mittwochnachmittag Ortszeit die Bundesstaaten Pennsylvania (20 Wahlleute), North Carolina (15), Georgia (16), Arizona (11) und Nevada (6). Biden würden mit Arizona zum Sieg schon die Stimmen Nevadas reichen, wo er nach einem Zwischenstand vorne lag. In den drei anderen Staaten lag Trump zunächst in Führung, doch schrumpfte sein Vorsprung mit Fortgang der Auszählung zusehends.
Biden sehr zuversichtlich
Biden hatte sich nach den Etappensiegen in bisher von Trump gehaltenen Staaten im Mittleren Westen zuversichtlich gezeigt, dass er in der Endabrechnung vorne liegen wird. „Jetzt, nach einer langen Nacht des Zählens, ist es klar, dass wir genug Staaten gewinnen, um 270 Wahlstimmen zu erreichen, die erforderlich sind, um die Präsidentschaft zu gewinnen“, sagte Biden am Mittwoch in Wilmington (Delaware).
Biden betonte, dass er den Sieg noch nicht offiziell für sich reklamieren wolle. Doch wenn die Auszählung beendet sei, „glauben wir, dass wir die Gewinner sein werden“. Er gab sich bei seiner Ansprache präsidial und betonte, dass Amerika die tiefe Spaltung überwinden müsse. „Um Fortschritte zu machen, müssen wir aufhören, unsere Gegner wie Feinde zu behandeln“, sagte Biden. „Wir sind keine Feinde.“ Biden sagte, er habe als Demokrat Wahlkampf gemacht. „Aber ich werde als amerikanischer Präsident regieren“, fügte er hinzu. Die Präsidentschaft sei das eine Amt, das die Nation repräsentiere.
Trump ortet Wahlbetrug - Klagen eingebracht
Trump gab sich indes nicht geschlagen. Er liege in Pennsylvania, Georgia, North Carolina deutlich vorne und in Michigan sei eine „große Anzahl“ Stimmzettel heimlich weggeschmissen worden, schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. Die Plattform versah Trumps Nachrichten umgehend mit Warnhinweisen. Trumps Wahlkampfteam ergriff rechtliche Schritte im Ringen um die Auszählung von Stimmen in den umkämpften Staaten. So wurde in Georgia eine Klage eingebracht, um die Auszählung zu unterbrechen, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Zuvor war in Pennsylvania eine ähnliche Klage eingebracht worden.
Wahlleute entscheiden
Der US-Präsident wird nicht direkt von den Bürgern gewählt, sondern von Wahlleuten. Deren Stimmen gehen mit Ausnahme der beiden Staaten Nebraska und Maine vollständig an den Sieger in dem jeweiligen Bundesstaat. Für den Einzug ins Weiße Haus sind 270 Stimmen nötig. 2016 hatte Trump zwar landesweit weniger Wählerstimmen als Hillary Clinton geholt, aber mehr Wahlleute für sich gewonnen.
Wegen der Rekordbeteiligung konnte Biden auch den bisherigen Stimmenrekord seines Parteifreundes Barack Obama übertreffen, mit dem er im Jahr 2008 als Vize angetreten war. Nach Erhebungen der Nachrichtenagentur AP, der „New York Times“ und anderer Medien kam Biden auf mehr als 70 Millionen Stimmen. Für Obama hatten im Jahr 2008 rund 69,5 Millionen Amerikaner abgestimmt.
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