Nach dem Terroranschlag mit vier Toten und mehr als 20 Verletzten in Wien sind in der Nacht auf Donnerstag die 14 nach der Tat festgenommenen Personen in die Justizanstalt eingeliefert worden. Sie standen laut Behörden mit Attentäter Kujtim F. in engem Kontakt, gehören der radikal-islamistischen Szene an und könnten daher in die Planung der Anschläge involviert gewesen sein. Die zuständige Staatsanwältin muss nun für jeden einzelnen prüfen, ob Antrag auf Verhängung von U-Haft gestellt wird. Einer der Verdächtigen - er pflegte offenbar mit dem getöteten Einzel-Attentäter regelmäßigen Umgang - wurde laut „Krone“-Informationen von seiner Mutter zur Polizei gebracht. Donnerstagmittag wurde bekannt, dass auch eine 15. Person festgenommen wurde.
„Der Attentäter ist ein Freund meines Sohnes“ - verzweifelt hatte sich eine Mutter am Abend des Terrors telefonisch bei Nadim Mazarweh, dem Leiter der Kontaktstelle für Extremismusprävention und Deradikalisierung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), gemeldet. „Die Frau hatte den Verdächtigen auf den ersten Videos erkannt - sie hatte Angst, wusste nicht, was sie tun sollte. Ich konnte sie überzeugen, sofort mit dem Sohn zur Polizei zu gehen“, so der Islamwissenschaftler. Was die Mutter auch tat. Ihr Sohn wurde festgenommen - wie in der Folge weitere 13 Verdächtige, die Kontakt zum Attentäter hatten.
Verdächtige zwischen 18 und 28 Jahre alt
Die 14 Personen wurden nach dem Anschlag am Montagabend im Zuge von 18 Hausdurchsuchungen festgenommen. Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch bekannt gegeben hatte, sind sie alle zwischen 18 und 28 Jahren alt und haben alle Migrationshintergrund. Nun wurden die Verdächtigen nach ihrer Einvernahme in die Justizanstalt überstellt, sagte Behördensprecherin Nina Bussek am Donnerstag.
Einschlägig Vorbestrafter unter Verdächtigen
Unter den Verdächtigen dürften sich jedenfalls mehrere Personen befinden, gegen die bereits wegen Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt wird bzw. wurde. Auch ein bereits wegen dieses Verbrechens Verurteilter befindet sich unter ihnen - nämlich jener Mann, mit dem der Attentäter 2018 gemeinsam versucht hatte, nach Syrien auszureisen. Die beiden waren in der Türkei aufgegriffen worden.
Wie aus dem Festnahme-Ersuchen der Polizei an die Staatsanwaltschaft hervorgeht, befindet unter den Festgenommenen auch ein 18-Jähriger aus Bangladesch, gegen den zum Zeitpunkt des Anschlags wegen terroristischer Vereinigung ermittelt wurde. Gegen ihn war bereits am 30. September Anklage eingebracht worden, der Mann soll noch als Jugendlicher IS-verherrlichendes Material verbreitet haben. Prozesstermin gibt es noch keinen. In sozialen Netzwerken und Chats soll er Beiträge des IS geteilt haben - als er noch ein Jugendlicher und nicht volljährig war, sagte Bussek.
Verdächtige möglicherweise in Anschlagspläne involviert
Bei allen Festgenommenen handle es sich laut Behörden um enge Kontaktpersonen des Täters. Zudem seien sie „aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur radikal-islamistischen Szene bekannt“. Es könne nicht ausgeschlossen werden, „dass sich unter den genannten Personen Mittäter befinden bzw. genannte Personen zumindest in die Anschlagspläne involviert waren“, ist dem behördlichen Schriftverkehr zu entnehmen.
Entscheidung über U-Haft binnen 48 Stunden
Nach der Einvernahme der Polizei wurden die Festgenommenen am Donnerstagvormittag in Justizanstalten eingeliefert. Nun beginnt eine neuerliche 48-Stunden-Frist, in der die zuständige Staatsanwältin entscheiden muss, ob und für welche Verdächtigen U-Haft beantragt wird.
Insgesamt vier Menschen hatte Kujtim F. am Montagabend in der Wiener City kaltblütig erschossen. Bei den Todesopfern handelt es sich um einen 21 und einen 39 Jahre alten Österreicher, eine 44-jährige Österreicherin sowie um eine ausländische Staatsbürgerin: eine Deutsche (24) - sie hatte auf der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert.
Kronen Zeitung/krone.at
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