Cholera-Epidemie
Zahl der Toten in Haiti schon auf über 250 angestiegen
Es habe im Norden des Landes, aber auch nahe der Hauptstadt Port-au-Prince weitere Todesfälle gegeben, sagte die Leiterin der Gesundheitsbehörden in der am stärksten betroffenen Region von Artibonite, Dieula Louissant. Mehr als 3.100 Menschen werden nach Behördenangaben mit Krankheitssymptomen medizinisch betreut.
Besonders in der Region um die Stadt Saint Marc sind die Krankenhäuser mit der Vielzahl der Patienten durch den ersten Cholera-Ausbruch in dem Land seit mehr als einem Jahrhundert überfordert. Louissant warnte davor, die Cholera-Kranken gemeinsam mit anderen Patienten in den Krankenhäusern zu behandeln: "Wir müssen spezielle Behandlungszentren einrichten."
Besonders gefährlicher Cholera-Stamm
Die haitianische Regierung hatte am Freitag bestätigt, dass in dem Land die Cholera ausgebrochen ist. Dabei handle es sich um einen besonders gefährlichen Cholera-Stamm, sagte Gesundheitsminister Alex Larsen. Nach dem Beginn der Krankheit im Norden des Landes befürchten die Behörden, dass sich die Cholera bis in die Hauptstadt Port-au-Prince ausbreitet, wo seit dem verheerenden Erdbeben vom Jänner noch immer tausende Menschen unter schlechten hygienischen Bedingungen in Notunterkünften leben. "Dann wird es verheerend", sagte Estrella Serrano von der Hilfsorganisation Wolrd Vision. In den Obdachlosenlagern der Hauptstadt leben rund 1,5 Millionen Menschen.
"Die Lage ist unter Kontrolle", sagte jedoch ein Vertreter vom Gesundheitsministerium, Jocelyne Pierre-Louis. "Die Bevölkerung sollte nicht in Panik verfallen, aber die Menschen müssen die Hygiene sehr ernst nehmen." Gesundheitsminister Larsen und Staatschef Rene Preval waren am Samstag in den betroffenen Gebieten unterwegs. Die Behörden bemühten sich nach eigenen Angaben darum, die Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Es wird vermutet, dass eine Verschmutzung des Artibonite-Flusses die Krankheit auslöste. Tausende Menschen nutzen den Strom etwa zum Waschen oder Kochen.
UNICEF sorgt sich um Kinder
Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF sorgt sich besonders um die Kinder in Haiti. "Kinder sind besonders gefährdet, weil sie sehr schnell durch die innere Austrocknung des Körpers bei schwerem Durchfall sterben können," erklärte die UN-Organisation am Samstag. Die Helfer zeigten sich sehr besorgt, weil viele Patienten bereits innerhalb weniger Stunden nach Auftreten der ersten Symptome, nämlich Durchfall und Erbrechen, starben. UNICEF bringe nun wichtige Hilfsgüter in die betroffene Region südlich der Stadt Gonaives entlang des Artibonite-Flusses. Für 6.000 Menschen wurden dort Wasserreinigungstabletten und Zucker-Salz-Lösungen gegen die Austrocknung des Körpers bei Durchfall zur Verfügung gestellt. Auch Hilfslieferungen des Roten Kreuzes in den USA trafen inzwischen in Haiti ein.
Menschen auf Suche nach Trinkwasser
In den betroffenen Gebieten im Hinterland der Stadt Saint-Marc rund 100 Kilometer nördlich von Port-au-Prince begannen die Menschen, an Durst zu leiden, da sie das verschmutzte Wasser aus dem Fluss Artibonite nicht mehr benutzen konnten. Tausende von Menschen seien auf der Suche nach Trinkwasser, berichteten Augenzeugen.
In New York kündigte die Vize-Nothilfekoordinatorin der Vereinten Nationen, Catherine Bragg, an, Antibiotika, 10.000 Kisten mit Kohletabletten und Gerät zum Desinfizieren von Wasser sei auf den Weg nach Haiti gebracht worden.
Lebensbedrohliche Krankheit
Die Cholera ist eine lebensbedrohliche Krankheit, die durch Bakterien (Vibrio cholerae) ausgelöst wird. Die meisten Menschen infizieren sich durch Trinkwasser, das von Fäkalien verschmutzt ist. Die Bakterien setzen sich im Dünndarm fest und sondern ein Gift ab. Typische Symptome sind starke Durchfälle sowie Erbrechen. Die Patienten können mehr als 20 Liter Flüssigkeit am Tag verlieren - und damit auch viele Mineralien. Dies kann ein Nierenversagen und einen Kreislaufkollaps verursachen. Erkrankte können innerhalb weniger Stunden austrocknen und verdursten. Unbehandelt führt die Cholera oft zum Tod. Bei schneller Diagnose und Behandlung - vor allem mit sauberem Wasser, lebenswichtigen Salzen (Elektrolyten) und einem Antibiotikum - ist die Prognose aber gut.
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