Knapp eine Woche nach der Wiener Terrornacht spricht Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) über erste Lehren - und sein Versprechen an die Angehörigen.
„Krone“: Wie und wo haben Sie von dem Terroranschlag erfahren?
Karl Nehammer: Ich war gerade in meinem Büro im Innenministerium, als die Nachricht kam, dass in der Seitenstettengasse Schüsse gefallen sind …
Was haben Sie sich im ersten Moment gedacht?
An mein großes Vertrauen in die Einsatzkräfte. Ich habe sofort den Polizeifunk eingeschalten, und die ersten Funksprüche machten den Ernst der Lage klar. Die Stimme am Funk - „Kollege angeschossen“ - hat sich bei mir eingebrannt.
Wie viele Stunden haben Sie in den vergangenen Tagen geschlafen?
Wenige Stunden, meistens nicht am Stück. Man kann dann auch in der Situation nicht schlafen …
Wie ist die Sicherheitslage aktuell in Österreich?
Die Lage wird laufend beurteilt. Es ist in jedem Fall Wachsamkeit geboten und die Polizei ist im öffentlichen Raum verstärkt präsent.
Wie viele Rückkehrer von der Terrorfront gibt es im Land?
Der Verfassungsschutz geht derzeit von rund 100 Personen in ganz Österreich aus - teilweise sind die Verdächtigen in Haft.
Wie ist eine Woche nach dem Attentat der Stand der Ermittlungen?
Die Einsatzkräfte haben Herausragendes geleistet: Der Täter wurde nach neun Minuten ausgeschaltet und wenige Stunden später identifiziert. Dadurch konnte sofort das Umfeld des Täters ausgeforscht und noch in derselben Nacht mit Hausdurchsuchungen begonnen werden. Insgesamt gab es schlussendlich 16 Festnahmen und 18 Hausdurchsuchungen. Derzeit gehen wir von keinem weiteren Täter aus. Gegen mögliche Hintermänner gehen wir mit aller Konsequenz vor und sind mit internationalen Partnerdiensten in Kontakt. Eine Moschee und ein Verein, in dem der Täter aktiv war, wurden am Freitag geschlossen.
Wie konnte es im Vorfeld zu solchen Pannen kommen?
Das wird Aufgabe der unabhängigen Untersuchungskommission werden, alle Vorgänge restlos im Detail aufzuklären - sowohl im Bereich der Justiz und Deradikalisierung als auch im Bereich des Verfassungsschutzes.
Was sind die Lehren aus der Terrornacht und welche Reformen sollen kommen?
Klar ist, es braucht effizientere und zeitgemäße Maßnahmen gegen Gefährder. Gleichzeitig befinden wir uns mitten in der Reform des Verfassungsschutzes - die ich mit aller Vehemenz vorantreibe.
Was können Sie den Angehörigen versprechen?
Wir werden alles tun, diese unfassbare Tat restlos aufzuklären und die Hintermänner zur Rechenschaft zu ziehen. Gerade als leidenschaftlicher Familienmensch macht es mich nach wie vor fassungslos, was am Montag passiert ist.
Interview: Christoph Budin, Kronen Zeitung
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