Deutliche Worte

Anschober: „Dann werden wir verschärfen müssen“

Politik
08.11.2020 16:42

Deutliche Worte wie selten hat am Sonntag Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Aussendung getätigt. Sprach er am Vortag noch davon, dass neue Maßnahmen nötig werden könnten, wenn die zuletzt wieder dramatisch gestiegenen Neuinfektionszahlen nicht schnell wieder sinken, so drohte er nun ganz konkret mit einer Verschärfung des Teil-Lockdowns. Die nächsten zehn Tage würden zu Tagen der Weichenstellung werden, wiederholte er seinen Appell vom Samstag, Kontakte jetzt dringend zu reduzieren.

„Die heutigen Zahlen bestätigen: Die nächsten Tage werden zu Tagen der Weichenstellung. Kommt es zu keiner Entspannung durch Wirksamkeit des Teil-Lockdowns, dann werden wir den Teil-Lockdown verschärfen müssen, damit die Grenzen des Gesundheitssystems nicht überschritten werden“, hieß es am Sonntagnachmittag wörtlich aus dem Gesundheitsministerium.

(Bild: APA/Herbert Neubauer)

Anstieg bei Intensivpatienten: „Besorgniserregendes Ausmaß“
Die Zahl der neuen Corona-Fälle - mit 5933 etwas geringer als an den Vortagen, was aber dem Wochentag geschuldet sein dürfte - bezeichnete Anschober als „nach wie vor dramatisch hoch“. Sorge mache ihm vor allem die Auslastung der Intensivbetten: Um 58 Prozent sei die Zahl der Corona-Kranken mit intensivmedizinischem Behandlungsbedarf in dieser Woche gestiegen - das sei ein „besorgniserregendes Ausmaß“.

459 Patienten müssen derzeit auf Intensivstationen behandelt werden - als Grenze nannte Anschober am Samstag österreichweit rund 850 Patienten. Dann sei jedenfalls mit weiteren Restriktionen zu rechnen. „Durch den langen Bremsweg müssten die Zusatzmaßnahmen früher gesetzt werden, damit diese Zahl nicht überschritten wird“, hieß es seitens des Ministeriums gegenüber der „Krone“.

Der Minister appellierte an die Bevölkerung ein weiteres Mal, die Kontakte „zumindest“ zu halbieren, den Mindestabstand einzuhalten, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und die Stopp-Corona-App zu verwenden. Vor allem in Alten- und Pflegeheimen solle man besonders vorsichtig sein - es gebe dort „viel zu viele Infektionsfälle“. „Bitte seien Sie jetzt ein Teil der Lösung und übernehmen Sie Mitverantwortung!“, so Anschober.


Gesundheitsreferenten mit ähnlichem Appell

Einen ähnlichen Appell richteten am Sonntag die Gesundheitsreferenten aller neun Bundesländer in einer gemeinsamen Erklärung an die Bevölkerung, die geltenden Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus einzuhalten: „Das Virus macht vor Grenzen nicht halt - nicht vor Gemeindegrenzen, nicht vor Bezirksgrenzen und auch nicht vor Bundesländergrenzen.“ Der Kampf gegen das Virus sei nicht nur in den Spitälern, sondern vor allem durch Eigenverantwortung und Zusammenhalt vor den Toren der Krankenhäuser zu gewinnen.

Anschober: Partys „sehen wir jetzt an den Zahlen“
Der aus Oberösterreich stammende Gesundheitsminister führte den zuletzt enormen Anstieg an Corona-Infektionen in seinem Bundesland auch auf Partys zurück. „Heute (Samstag, Anm.) war ich in OÖ. Zig Personen haben erzählt, dass es am letzten Wochenende viele Partys gegeben habe, Motto: ,Einmal geht‘s noch vor dem Lockdown.‘ Ich weiss (sic!) ja nicht, ob das stimmt. Falls es stimmt, ist das dramatisch. Denn das sehen wir heute in den Zahlen. Nicht nur in OÖ“, schrieb Anschober am Samstagabend auf Twitter.

Am Sonntag fügte er in einem weiteren Tweet dazu, dass Meldungen über Partys kurz vor Beginn des Teil-Lockdowns „aus einem Gutteil Österreichs“ kämen. Was das angehe, dürfte die Einhaltung der Maßnahmen zu steigen scheinen, schrieb er. Das mache Hoffnung.

Innsbrucker Studenten tun sich mit Kontakt-Reduzierung schwer
Seit Beginn der Ausgangssperren am vergangenen Dienstag erstattete die Polizei 102 Anzeigen - rund 40 Prozent davon in Wien. Zusätzlich gab es knapp 30 Polizeieinsätze in den anderen Bundesländern wegen „nicht unmittelbarer Wohnbedürfnisse“, die meisten davon in Tirol.

Archivbild (Bild: Christof Birbaumer)
Archivbild

Dort dürfte es in Sachen Kontakt-Reduzierung hapern, wie ein „Krone“-Lokalaugenschein zeigte. Die Studenten der Landeshauptstadt Innsbruck tun sich mit der Einhaltung der Regeln augenscheinlich schwer. Das Innufer auf dem Universitätsgelände verwandelte sich in einen Freiluft-Treffpunkt, bei dem die Pandemie offenbar keine große Rolle spielte.

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