Assange sagte dem israelischen Sender Channel 2 am Sonntag, er habe "zusätzliche" Maßnahmen ergriffen. "Ich fürchte nicht um mein Leben, aber wir mussten zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen treffen", sagte er in London. Dem Sender zufolge wurde das Gespräch in einem "muslimischen Kulturzentrum" geführt. Assange werde von Leibwächtern begleitet.
Assange rechnet nach eigenen Worten damit, dass die USA versuchen könnten, ihn und andere zu ergreifen und der US-Gerichtsbarkeit zu unterstellen. Gegenüber der "Washington Post" hatte ein Experte und Berater des CIA-Chefs am Wochenende angegeben, es stehe "außer Frage", ob Assange in den USA Spionage-Gesetz anklagt werden könne. Das Problem sei aber, ihn zu fassen zu kriegen. Entweder komme Assange freiwillig in die USA oder ein anderes Land liefere ihn aus, so der CIA-Mann.
Ähnlich habe sich laut Assange auch das US-Verteidigungsministerium in einer Erklärung geäußert. US-Generalstabschef Mike Mullen hatte die Veröffentlichung der Dokumente ebenso wie zuvor Pentagon-Sprecher Geoff Morrell und US-Außenministerin Hillary Clinton heftig kritisiert.
Enthüllungen über Kriegsverbrechen im Irak
Die geheimen US-Unterlagen stammen laut WikiLeaks aus "einer Datenbank des Pentagon" aus der Zeit vom 1. Jänner 2004 bis zum 31. Dezember 2009. Darin seien "zahlreiche Fälle von Kriegsverbrechen" belegt. Aus den fast 400.000 Dokumenten geht unter anderem hervor, dass die US-Armee trotz ihres Wissens von Folterungen von Gefangenen durch irakische Sicherheitskräfte nicht einschritt. Auch den US-Söldnerfirmen und Soldaten werden schwere Vorwürfe gemacht, so kamen unter anderem die Ermordung von bereits kapitulierten Irakern und Unschuldiger an Sicherheitschecks ans Licht. Die Dokumente enthüllen außerdem, dass im Irak mindestens 15.000 Zivilisten mehr getötet wurden als bisher bekannt.
Assange im Zwielicht - Vergewaltigung oder Verschwörung?
Im Zwielicht stehen allerdings nicht nur die USA, auch Wikileaks-Gründer Assange steht unter einem schweren Verdacht. In Schweden wird seit Monaten wegen Verdachts der Vergewaltigung und sexueller Belästigung gegen ihn ermittelt. Der 39-jährige Australier wird verdächtigt, bei einem Besuch in Stockholm im August eine Frau vergewaltigt und eine weitere sexuell belästigt zu haben. Ein zunächst erlassener Haftbefehl wurde nach wenigen Tagen wieder aufgehoben. Assange selbst bestreitet die Vorwürfe und hält sie für Teil eines Komplotts unter Beteiligung von US-Geheimdiensten, um ihn mundtot zu machen.
Ein Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN, bei dem unter anderem die Vergewaltigungsvorwürfe und das angespannte Verhältnis zu zahlreichen Angestellten Thema waren, verließ Assange am Wochenende mitten während der Aufzeichnung genervt. Über sein Privatleben wolle er nicht sprechen, so der Wikileaks-Chef. Nach mehreren Warnungen seinerseits, die die Journalistin jedoch ignorierte, stand Assange auf, entschuldigte sich und ging.
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