Neues Gutachten mit viel Zündstoff: Der Alpensalamander wurde erstmals auf der steirischen Koralm nachgewiesen. Nun stehen die Chancen gut, dass das geplante Pumpspeicherkraftwerk kippt. Der Schwanzlurch ist auch EU-rechtlich streng geschützt, seine Umsiedelung ist laut Experten unmöglich.
Wachtelkönig, Hufeisennase, Ameisenbläuling und jetzt der Alpensalamander: Allesamt kleine Tierchen mit großer Breitenwirkung – zumindest dann, wenn deren Lebensraum einer wirtschaftlichen Nutzung zum Opfer fallen soll.
Neues Gutachten birgt Zündstoff
Dass nun auf der weststeirischen Koralm genau dort, wo eine Betreibergesellschaft rund um Alfred Liechtenstein und Peter Masser ein gigantisches Pumpspeicherkraftwerk errichten will, der äußerst seltene Alpensalamander nachgewiesen wurde, ist für die Projektwerber ein herber Rückschlag: „Wir haben in dem Gebiet drei isolierte Vorkommen entdeckt, für uns Wissenschafter eine echte Sensation! Bislang wussten wir bei uns nur von Populationen in der Obersteiermark“, erzählt Werner Kammel im Gespräch mit der „Krone“. Der Biologe aus Wildon wurde im Rahmen des laufenden UVP-Verfahrens als unabhängiger Gutachter hinzugezogen.
Wenig Spielraum für Ersatzmaßnahmen
Da der Alpensalamander als ein Relikt aus der Eiszeit ganz spezielle Lebensbedingungen benötigt, erscheint Kammel eine Umsiedlung des kleinen Vierbeiners – so wie es gerne bei größeren Bauvorhaben als Art Entschädigung gemacht wird – unmöglich: „Das Amphib liebt eine steinige, feuchte Umgebung mit vielen kleinen Gerinnen, die auch unterirdisch fließen. Es hat einen Aktionsradius von lediglich fünf bis maximal 40 Metern – ein derart isoliertes Vorkommen kann man nicht so einfach von A nach B verpflanzen, meiner Meinung nach ist das in dem konkreten Fall keine Option“, sagt der Fachmann.
Fund beeinflusst das UVP-Verfahren stark
Seit 2016 läuft das Umweltverträglichkeitsverfahren zu dem Mammut-Projekt, ein Ergebnis wird im Winter erwartet. Umweltanwältin Ute Pöllinger deutet die jüngsten Erkenntnisse als „maßgebliche Erschwernis“ für einen positiven Ausgang: „Die Erfolgsaussichten werden mit dem Nachweis dieses seltenen Tieres geschmälert, dies stellt im laufenden Verfahren sicher eine gewichtige Hürde dar. Und es ist ein Beleg mehr, wie wertvoll dieser völlig intakte Naturraum auf der Koralm ist“, so die 50-Jährige. Dass das Vorkommen des Alpensalamanders bislang im Verfahren nicht berücksichtig wurde, muss nun übrigens nachgeholt werden.
Forschertrupp legt 2021 mit Arbeit los
Der Fokus der steirischen Wissenschafter liegt indes allein bei der näheren Erforschung des Sensationsfundes: „Man weiß noch sehr wenig über das Vorkommen des Alpensalamanders. Nächstes Jahr werden wir die insgesamt drei Populationen, auf die wir jetzt im Koralm-Gebiet gestoßen sind, genauer untersuchen und mittels DNA-Analyse hoffentlich mehr in Erfahrung bringen können“, erläutert Kammel.
Nachsatz: „Es wäre unverzeihlich, ein Tier auszurotten, das wir noch nicht einmal richtig kennen.“
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