In Tränen aufgelöst betritt der Angeklagte den Großen Schwurgerichtssaal in Graz, flankiert und bewacht von Justizwachebeamten. Ist es bloßes Selbstmitleid, oder gilt die Verzweiflung tatsächlich dem jungen Leben, das durch seine Hand am 27. Juni 2019 in Deutschlandsberg ausgelöscht wurde?
Immer wieder Streit
Geht es nach Staatsanwalt Hansjörg Bacher, so war es ein geplanter und kaltblütiger Mord. Erst drei Monate kannten sich der Angeklagte Manfred H. und die 16-jährige Elena. Das Mädchen war mit seinem Vater in die Weststeiermark gezogen, im Steirer fanden sie einen – so dachten sie zumindest – neuen Freund, mit dem sie von nun an Tür an Tür lebten. Doch immer wieder gerieten Manfred H. und Elena in Streit. Warum?
„Er war eifersüchtig auf ihre Bekanntschaften“, beschreibt Staatsanwalt Hansjörg Bacher die Beziehung des 42-jährigen Manfred H. zur 25 Jahre jüngeren Elena N. Trotz des Altersunterschieds verbrachten die beiden viel Zeit miteinander. „Sie war lebensfroh, hat sich leicht verliebt und war am Boden zerstört, wenn eine Beziehung in die Brüche gegangen ist“, führt Bacher aus – wie es eben bei pubertierenden Jugendlichen vorkommen kann
Verschmähte Liebe und Eifersucht als Tatmotiv?
Er jedoch wünschte sich ein sexuelles Verhältnis, doch das lehnte sie ab. Auch am Tag der Tat erhoffte er sich mehr von ihr, lud sie in seine Wohnung ein. Die Haustür sperrte er ab, um „ungestört zu sein“. Doch anstatt Zärtlichkeiten auszutauschen, „hat sie zu weinen begonnen. Wegen eines Ex-Freundes, sie sah keinen Sinn mehr im Leben.“
Stimmungsschwankungen setzen ein Auf und ein Ab voraus. Nach einem Ab kommt auch wieder ein Auf. Außer, es greift jemand ein.
Staatsanwalt Hansjörg Bacher
Mund und Hände des Opfers verklebt
Diese Abweisung wollte er sich – so die Ausführungen des Staatsanwalts – nicht bieten lassen. „Weil der Angeklagte sie nicht haben durfte, sollte sie auch sonst keiner haben.“ Daher habe er einen fatalen Plan geschmiedet, um dem Leben der jungen, lebensfrohen Elena ein Ende zu bereiten.
„Sie wollte nur noch sterben und ins Paradies. Ich habe versprochen, ihr dabei zu helfen“, kontert der 42-Jährige und schluchzt immer wieder auf. Gemeinsam, erzählt er, überlegten sie mehrere Tötungsvarianten.
40 Stück Tabletten geschluckt
Schließlich schluckte sie 40 Stück Tabletten. „Sie wurde schläfrig und bekam Bauchweh. ,Beende es‘, hat sie gesagt.“ Und das tat er. „Auf die Idee, dass sie Schmerzen hatte und Sie lieber die Rettung rufen sollten, sind Sie nicht gekommen?“, fragt eine Geschworene. „Nein. Das war wie ein Reflex, eine Blitzreaktion“, sagt der Steirer. Mit „das“ meinte er das finale Verkleben ihres Mundes und der Hände. Dann drückte er ihr den Hals zu.
Ein Urteil soll am Donnerstag fallen.
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