Vor 4000 Jahren

In Abfall gewandert: Das ist ältester Apfel Wiens

Wien
11.11.2020 07:52

Den wohl ältesten Apfel Wiens haben Archäologen in Oberlaa entdeckt. Dieser war offenbar nach einem Missgeschick in den Müll gewandert, so dürfte er beim Dörren versehentlich verbrannt worden sein - das Hoppala geschah vor rund 4000 Jahren. 

Der Fund wurde von der Stadtarchäologie Wien und der Universität für Bodenkultur passend im Vorfeld zum „Tag des Apfels“, der am zweiten Freitag im November (heuer ist das der 13.) begangen wird, gemeldet. Entdeckt wurden zwei eher unförmige Klumpen, die zunächst genauer untersucht werden mussten. Ergebnis: Es handelt sich um Reste eines verkohlten Wildapfels, der bei der Ausgrabung einer jungsteinzeitlichen Siedlung in der Grundäckergasse geborgen wurde.

Die bäuerliche Siedlung stammt aus der Zeit um 2400 vor Christus. Das Steinzeit-Obst dürfte der älteste Nachweis eines Apfels auf Wiener Boden sein. Die Fundumstände zeigen, dass er gezielt aus den umliegenden Wäldern in die Siedlung gebracht worden ist und wahrscheinlich als Wintervorrat eingelagert wurde, heißt es. Obstbauern waren die frühen Bewohner Oberlaas also noch nicht.

Die Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien (Bild: APA/Robert Jäger)
Die Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien

Verkohltes Wildäpfelchen in Abfallgrube entsorgt
„Der Apfel ist halbiert und offensichtlich gedörrt worden“, berichtete Marianne Kohler-Schneider, die sich als Archäobotanikerin an der Universität für Bodenkultur mit Pflanzenresten aus archäologischen Ausgrabungen befasst: „Wir kennen ähnliche Funde aus der Schweiz, wo halbierte Wildäpfelchen auf Bastschnüren aufgefädelt waren und als luftgetrocknetes Dörrobst gespeichert wurden.“ Das Oberlaaer Äpfelchen könnte auf einer sogenannten Darre getrocknet worden sein und dürfte dabei ins Feuer gefallen sein. Anschließend wurde es wohl in einer Abfallgrube entsorgt.

Auch verkohlte Getreidekörner und Tierknochen wurden zutage gefördert. Sie geben einen Einblick in die Lebensgrundlagen der jungsteinzeitlichen Siedler von Oberlaa: „Neben dem Ackerbau, der sich auf Getreide wie Einkorn, Emmer und Gerste sowie auf Hülsenfrüchte stützt, spielte auch die Haltung von Rindern, Schweinen sowie Schafen bzw. Ziegen eine große Rolle“, erklärte Martin Penz, Prähistoriker in der Stadtarchäologie Wien und Grabungsleiter der Oberlaaer Ausgrabung.

Auch Textilhandwerk praktiziert
In der Siedlung wurde demnach auch bereits dem Textilhandwerk mit Spinnen und Weben nachgegangen: „Wirtschaftlich und kulturell scheinen die jungsteinzeitlichen Bauern von Oberlaa Beziehungen vor allem ins Karpatenbecken gehabt zu haben, wie uns die Keramikfunde zeigen.“

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