Wenn aufgrund von überlasteten Krankenhäusern eine Triage notwendig ist, bedeutet das, dass etwa ein älterer Corona-Intensivpatient mit geringeren Überlebenschancen vom Beatmungsgerät genommen wird, damit ein jüngerer Patient mit einem schweren Covid-19-Verlauf und besseren Überlebenschancen beatmet werden kann. So erklärt der deutsche Virologe Christian Drosten diese medizinische Maßnahme, für die laut dem Innsbrucker Infektiologen Günter Weiss auch in Österreich eine „konkrete Gefahr in ein bis zwei Wochen“ bestehe.
„Es ist fünf vor zwölf“, sagte Weiss im APA-Interview und plädierte für eine stärkere Fokussierung hin zum Schutz vulnerabler Gruppen. Er sei aber „absolut kein Fan“ eines Total-Lockdowns, dieser könne nur die „Ultima Ratio“ sein. Einen „Lichtblick“ sah er im bekannt gewordenen neuen Impfstoff.
Total-Lockdown: „Absolutes Worst-Case-Szenario“
Statt eines „absoluten Worst-Case-Szenarios eines Total-Lockdowns“ gebe es noch andere Wege, die hohen Fallzahlen in den Griff zu bekommen und eine Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern, wie etwa ältere oder vorerkrankte Bevölkerungsgruppen besser zu schützen. Das bedeute aber nicht, diese Menschen abzuschotten, sondern vielmehr verstärkte Screenings und einheitliche Hygienekonzepte.
„Schalter umlegen“ bei Contact Tracing
In puncto Kontaktnachverfolgung müsse man ebenfalls quasi den Schalter umlegen. „Es braucht einen Schwerpunkt auf die positiven Fälle und dazu noch einmal eine Priorisierung auf die Positiven in der kritischen Infrastruktur“, appellierte Weiss. „Kontaktverfolgung macht nur Sinn, wenn es schnell funktioniert. Und schnell bedeutet, innerhalb von 24 Stunden.“
Taskforce-Mitglied ist gegen Schulschließungen
Von einer zunehmend im Raum stehenden Schließung der Schulen sowie der Geschäfte hielt Weiss, der auch dem Beraterstab der Corona-Taskforce im Gesundheitsministerium angehört, nichts. Es habe sich herausgestellt, das sich in beiden Bereichen „keine großen Cluster“ gebildet hätten.
„Die Situation ist besorgniserregend. Es brennt der Hut“, fasste Weiss die Corona-Lage und jene in den Krankenhäusern zusammen. Vor allem auf den Normalstationen stehe einem mittlerweile „das Wasser bis zum Hals“. Auf den Intensivstationen sei die Lage zwar noch etwas besser, aber auch weit entfernt von entspannt.
Ob die von der Regierung verordneten schärferen Maßnahmen gewirkt haben, wollte er derzeit noch nicht beurteilen. Das werde man hoffentlich zwei Wochen nach dessen Inkfrafttreten sehen, also Anfang kommender Woche.
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