Laut einer US-Studie

Gastronomie hat größtes „Superspreader“-Potenzial

Ausland
11.11.2020 09:36

Laut einer groß angelegten US-Studie, bei der die Mobiltelefondaten von 98 Millionen US-Amerikanern ausgewertet wurden, besteht in sogenannten Superspreader-Orten wie Restaurants, Cafés, Hotels und Fitnesscentern das höchste Risiko einer Corona-Infektion. Wissenschaftler der Stanford University analysierten dazu die Bewegungsdaten von Personen in zahlreichen US-Städten zwischen März und Mai und kamen zu dem Schluss, dass etwa eine komplette Wiederöffnung von Restaurants alleine in Chicago bis zu 600.000 Neuinfektionen zur Folge hätte.

Außerdem ging aus der Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature publiziert wurde, hervor, dass gerade einmal zehn Prozent der Orte für 85 Prozent des Infektionsgeschehens verantwortlich seien. „Die Daten zeigen uns, wo es Schwachstellen gibt“, sagte Eric Topol vom Scripps Research Institute, der allerdings nicht an der Studie beteiligt war, zu Bloomberg.

In der lettischen Hauptstadt Riga dürfen Cafés nur noch Speisen und Getränke zum Abholen anbieten. (Bild: AFP )
In der lettischen Hauptstadt Riga dürfen Cafés nur noch Speisen und Getränke zum Abholen anbieten.

Bei voller Öffnung droht ein „Rückfall“
Der deutsche SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wies bei Twitter auf die Veröffentlichung hin und hob ihre Bedeutung hervor. Die Ergebnisse der Studie würden bedeuten, dass „Wellenbrecher“ - also jegliche Art von Lockdown-Maßnahmen - nur dann erfolgreich sein könnten, wenn die Bereiche Gastronomie, Beherbergung und Fitnesscenter nicht voll öffnen, sonst drohe ein „Rückfall“. Für Lauterbach gelte es außerdem, offene Schulen und Betriebe gegenüber Freizeitbetrieben zu priorisieren. 

Ohne Maßnahmen bis zu 110 Millionen Corona-Infektionen
„Wir müssen über Strategien nachdenken, wie wir die Wirtschaft wieder öffnen können“, sagte Jure Leskovec von der Stanford-Universität, ein Computerwissenschaftler und führender Autor der Studie. Die gesammelten Daten würden dabei helfen, verschiedene Öffnungsszenarien durchzuspielen. Er geht davon aus, dass sich ohne abschwächende Maßnahmen bis zu einem Drittel der Bevölkerung der USA, also knapp 110 Millionen Menschen, mit dem Coronavirus infizieren könnten.

Zuletzt gab es in den USA mit 201.961 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden erneut einen Rekord. Bisher infizierten sich in dem am schwersten von der Pandemie betroffenen Land der Welt 10,2 Millionen Menschen mit dem Coronavirus.


Aufenthalte an 553.000 Orten analysiert

Für die Studie analysierte das Forscherteam die Aufenthalte von Personen an rund 553.000 Orten, darunter Restaurants, Fitnesscenter, Kirchen, Tierhandlungen und Baumärkte. Zudem besserten die Wissenschaftler das Modell nach und nach auch mit dem nachgewiesenen Infektionsgeschehen der jeweiligen Städte nach. Das Computermodell könne Behörden künftig beim Kampf gegen die weitere Ausbreitung von SARS-CoV-2 unterstützen.

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