Über die derzeit harte Zeit als Pflegerin auf der Intensivstation im Linzer Ordensklinikum erzählt Anna-Jasmin Janßen (29) im Interview mit der „Krone“.
„Krone“: Täglich hört man von der ernsten Lage auf Oberösterreichs Intensivstationen. Sie arbeiten auf einer solchen als Pflegerin. Wie sehen Ihre Tage derzeit aus?
Anna-Jasmin Janßen: Das Arbeitspensum ist deutlich höher, wir leisten derzeit alle ziemlich viele Überstunden. Wir haben auch viel mehr Schutzmaßnahmen. Allein das Anziehen der Schutzkleidung, bevor man in ein Zimmer geht, ist eine große Herausforderung. Wenn man dann in voller Montur stundenlang an der Seite eines Patienten ist, kommt man oft schon ziemlich ins Schwitzen.
Sie sind oft der einzige Mensch, mit dem ein Covid-Patient Kontakt hat. Wie geht man mit der Situation um?
Das ist schon hart. Man ist oft die einzige Bezugsperson, viele Patienten vereinsamen. Man muss lernen, dass man sich ein Stück weit abgrenzt, das ist aber nicht immer so einfach, wenn man wochenlang einen Menschen pflegt, der dann stirbt. Ich bin froh, dass wir in unserem Team so gut zusammenarbeiten. Wir stärken uns gegenseitig enorm.
Es gibt viele Leugner, die der Meinung sind, dass Corona nur ältere Menschen trifft. Wie gehen Sie damit um?
Es kann jeden treffen, wir haben genauso jüngere Patienten, die extrem leiden. Weil ich täglich damit zu kämpfen habe, hab’ ich da ein ganz anderes Bewusstsein. Ich kann, glaub’ ich, im Namen des gesamten Intensivpersonals die Menschen bitten, dass die Maßnahmen ernst genommen und soziale Kontakte reduziert werden. Auch wenn es hart ist, das versteh’ ich schon, ich bin ja selbst ein junger Mensch.
Ist die aktuelle Lage mit dem Frühjahr vergleichbar?
Nein, das was gerade los ist, kann man mit dem Frühjahr absolut nicht vergleichen. Damals haben wir viel darüber gesprochen und gewusst, dass es schlimm werden könnte. Jetzt hingegen dreht sich jeder Tag nur noch um die Behandlung von Corona. Es war gut, dass wir etwas Zeit hatten, uns vorzubereiten. Aber keiner weiß zurzeit, wie es wirklich weitergehen wird.
Haben Sie Angst vor dem, was uns noch bevorsteht?
Als Angst würde ich meine Gefühle nicht bezeichnen, es ist eher ein Blick ins Ungewisse. Ich weiß einfach gerade nicht, wie oft ich noch einspringen muss oder wie viele Patienten noch kommen werden. Trotz alledem gehe ich immer noch gern zur Arbeit und ich hoffe, dass wir alle weiterhin die Kraft dafür haben. Ich hab’ selbst keine Angst, sondern Respekt vor dem Virus.
Interview: Lisa Stockhammer/Kronen Zeitung
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