Mehr als 9260 Neuinfektionen mussten am Donnerstag vermeldet werden. Auch wenn die Zahl zu einem Teil wegen des Daten-Chaos der letzten Tage aus Nachmeldungen besteht, steht fest: Der Wochenschnitt zeigt weiterhin nach oben. Das und die Auslastung der Spitäler war von der Regierung als entscheidendes Kriterium für ein komplettes Runterfahren wie im März genannt worden. So ein Voll-Lockdown würde den Handel einschließen - und auch zu geschlossenen Schulen führen. Noch am Donnerstag soll die Entscheidung über die nächsten Verschärfungen fallen, spätestens am Samstag sollen die Neuerungen bekannt gegeben werden.
Am Donnerstag ist bekanntlich Ampel-Tag. Weil es aber in Österreich keinen Bezirk mehr gibt, den man noch auf Rot schalten könnte, geht es nun um notwendige schärfere Maßnahmen. Im Teil-Lockdown, der seit 3. November gilt, sind die Zahlen nicht nach unten gegangen - im Gegenteil. Mit 9262 Neuinfektionen binnen 24 Stunden musste am Donnerstag (Stand 9.30 Uhr) ein neuer Höchstwert verzeichnet werden.
„Lockdown-Maßnahmen einzige Werkzeuge“, Zahlen zu senken
Peter Klimek, Physiker an der Uni Wien und Mitglied des Covid-Prognose-Konsortiums, sagte gegenüber der „Krone“: „Im Moment ist es nicht möglich, zu sagen, ob eine Veränderung bei den Zahlen auf die Maßnahmen zurückzuführen ist. Wir können aber ausschließen, dass die Fallzahlen drastisch runtergehen. Das Ziel muss es sein, schnell wieder runterzukommen - und da sind im Moment die einzigen Werkzeuge, die wir kennen, Lockdown-Maßnahmen.“
Sieben-Tage-Inzidenz bereits bei 559 pro 100.000 Einwohner
Bereits am Vortag war bekannt geworden, dass der Wochenschnitt ebenfalls weiterhin nach oben geht. In den vergangenen sieben Tagen stieg die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner, die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz, auf 559 - anfangs war ein Wert von 50 als kritische Marke angesehen worden.
Die Situation in Österreichs Spitälern spitzt sich indes immer mehr zu: Mehr als 540 Covid-Patienten liegen aktuell auf den Intensiv-, mehr als 3300 auf den Normalstationen - und es steigt weiter. „Das Wasser steht uns bis zum Hals“, sagt etwa der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss.
Offen ist nur noch, was genau und ab wann
Die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen wurden bereits bis inklusive 22. November verlängert, nun ist die Frage, welche Maßnahmen die Regierung noch treffen wird. Denn dass sie muss, ist angesichts der weiter steigenden Infektionszahlen klar. Offen ist nur noch, was genau kommt und ab wann es gilt. Nach Informationen der „Krone“ werden spätestens am Samstag neue Maßnahmen - oder besser gesagt alt bekannte - verkündet.
Angst vor geschlossenen Schulen berechtigt
Die Angst der Eltern vor geschlossenen Schulen ist dabei eine berechtigte. Zwar bildete sich in den vergangenen Tagen eine breite Front für das Offenhalten von Kindergärten und Unterstufen - jüngst bekräftigte ihr Nein zur Schließung am Donnerstag SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wegen mangelnder Treffsicherheit -, doch kommt es zu einem Lockdown wie im März, dann bedeutet das auch geschlossene Schulen.
Meinl-Reisinger: Peak erst dieser Tage zu erwarten
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger forderte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz, eine Entscheidung über Verschärfungen erst nach dem Wochenende zu treffen. Der Peak der Infektionen aus der Zeit vor dem Lockdown sei erst dieser Tage zu erwarten - und es gebe ausgerechnet jetzt ein „Zahlenchaos“ bei den Daten der Neuinfektionen. Damit fehle die Grundlage für eine evidenzbasierte Entscheidung.
Anschober: „Wir haben heute Tag zehn“
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wollte sich am Donnerstagvormittag noch nicht festlegen, ob die Regierung wegen der anhaltend hohen Neuinfektionen weitere Schulschließungen verfügen könnte. Er verwies auf die nun geplante Prüfung der Auswirkungen der aktuellen Maßnahmen: „Ich habe immer gesagt, wir werden nach zehn Tagen beginnen zu evaluieren. Wir haben heute Tag zehn.“
Am Sonntag hatte er deutlich wie selten angekündigt: „Kommt es zu keiner Entspannung durch Wirksamkeit des Teil-Lockdowns, dann werden wir den Teil-Lockdown verschärfen müssen.“
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