Höchstwert seit 1997

Masern-Todesfälle weltweit um 50 Prozent gestiegen

Wissenschaft
12.11.2020 19:00

Die Zahl der weltweit gemeldeten Masernfälle ist im Vorjahr auf 869.770 angestiegen. Das geht laut UNICEF aus aktuellen Zahlen hervor, die die Weltgesundheitsorganisation WHO und die US-Gesundheitsbehörde CDC veröffentlicht haben. Es handelt sich um den höchsten Wert seit 23 Jahren. Die weltweiten Masern-Todesfälle stiegen demnach von 2016 bis 2019 um beinahe 50 Prozent und forderten allein 2019 schätzungsweise 207.500 Todesopfer.

Masern-Ausbrüche treten auf, wenn Menschen, die nicht vor dem Virus geschützt sind, infiziert werden und die Krankheit auf nicht oder zu wenig geimpfte Bevölkerungsgruppen übertragen. Um die Krankheit zu bekämpfen, müssen laut UNICEF die Durchimpfungsraten mit den erforderlichen Vakzinen MCV1 und MCV2 95 Prozent erreichen und auf nationaler und subnationaler Ebene aufrechterhalten werden. Die Durchimpfungsrate von MCV1 stagniert weltweit seit mehr als einem Jahrzehnt zwischen 84 und 85 Prozent. Die Abdeckung von MCV2 hat stetig zugenommen, liegt aber erst jetzt bei 71 Prozent.

Ein Kinderarzt zieht den Masernimpfstoff in die Spritze auf. (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Ein Kinderarzt zieht den Masernimpfstoff in die Spritze auf.

Viele Impfkampagnen wegen Covid-19 unterbrochen
Obwohl die gemeldeten Masernfälle im Jahr 2020 geringer sind, haben die notwendigen Anstrengungen zur Kontrolle von Covid-19 zu Unterbrechungen bei der Impfung und zu geringeren Bemühungen zur Verhinderung und Minimierung von Masernausbrüchen geführt. Im November waren mehr als 94 Millionen Menschen in 26 Ländern dem Risiko ausgesetzt, aufgrund von unterbrochenen Kampagnen Masernimpfungen zu versäumen. 

Viele dieser Länder sind von anhaltenden Ausbrüchen betroffen. Von den Ländern mit geplanten Kampagnen für 2020, die verschoben wurden, haben nur acht (Brasilien, Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Nepal, Nigeria, Philippinen und Somalia) ihre Kampagnen nach anfänglichen Verzögerungen wieder aufgenommen.

„Bevor es die Coronavirus-Krise gab, hatte die Welt mit einer Masern-Krise zu kämpfen, und diese ist nicht verschwunden“, sagte Henrietta Fore, UNICEF-Exekutivdirektorin. „Auch wenn die Gesundheitssysteme durch die Covid-19-Pandemie überlastet sind, dürfen wir nicht zulassen, dass unser Kampf gegen eine tödliche Krankheit auf Kosten unseres Kampfes gegen eine andere geht.“

Elektronenmikroskopische, kolorierte Aufnahme von Masern-Viren (Bild: RKI/Hans R. Gelderblom, Freya Kaulbars)
Elektronenmikroskopische, kolorierte Aufnahme von Masern-Viren

„Das Masern-Virus befällt leicht ungeschützte Kinder, Jugendliche und Erwachsene, weil es hoch ansteckend ist“, betonte Robert Linkins, der Vorsitzende des Managementteams der Masern & Röteln-Initiative und Leiter der Abteilung für beschleunigte Krankheitskontrolle bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC. „Infektionen sind nicht nur ein Zeichen für eine schlechte Durchimpfung gegen Masern, sondern auch ein bekannter Marker oder ,Tracer‘ dafür, dass lebenswichtige Gesundheitsdienstleistungen die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen möglicherweise nicht erreichen.“

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