Viele Smartphone-Nutzer setzen bei der Archivierung ihrer Handyfotos auf Googles Photos-Dienst. Der bietet, wenn man Bilder nicht in allerhöchster, sondern nur hoher Qualität sichern will, unlimitierten Speicherplatz und kann viele KI-Tricks, die bei der Verwaltung der Fotosammlung helfen. In einem halben Jahr ist aber Schluss mit dem Gratis-Fotoarchiv in der Cloud. Ab diesem Zeitpunkt will Google Geld für die Lagerung größerer Fotosammlungen.
Einzig Nutzer der Google-eigenen Pixel-Smartphones bis zum Pixel 5 sollen ab 1. Juni 2021 noch unlimitiert und kostenlos Fotos bei Google Photos lagern können. Bei allen anderen werden die ab diesem Zeitpunkt hochgeladenen Bilder auf das Speicherplatz-Kontingent des Google-Kontos angerechnet. Das sind standardmäßig 15 Gigabyte, die auch für den Cloud-Speicher Google Drive und den E-Mail-Dienst Gmail verwendet werden.
Wer viele Fotos hochlädt, wird demnach schnell an die Grenzen des Gratis-Speicherplatzes gelangen und, wenn er weiterhin Google Photos nutzen will, nicht umhin kommen, Google für mehr Speicherplatz zu bezahlen. Für 200 Gigabyte Platz werden 30 Euro im Jahr fällig, für 100 Euro Jahresgebühr bietet Google zwei Terabyte. Für 50 bzw. 100 Euro im Monat gibt es gar 10 oder 20 Terabyte Speicherplatz, was für Privatnutzer aber wohl überdimensioniert ist.
Was bis Juni hochgeladen wird, bleibt gratis
Google betont, dass man den Nutzern den Umstieg möglichst einfach machen wolle und deshalb bereits ein halbes Jahr vor dem Start der Änderungen über diese informiere. Außerdem werde man bis zum 1. Juni 2021 hochgeladene Fotos weiterhin nicht auf das Speicherplatz-Kontingent anrechnen und erst zum Stichtag damit anfangen. Dass der Speicherplatz sofort ausgeht, brauche auch niemand fürchten: Acht von zehn Google-Photos-Nutzern hätten mit ihrem Gratis-Speicherplatz noch genug Reserven für drei Jahre Foto-Uploads.
Viele Nutzer fühlen sich durch die Ankündigung trotzdem vor den Kopf gestoßen, berichtet CNN. Nicht zuletzt, weil Google bei der Markteinführung von Google Photos vor fünf Jahren noch ganz andere Versprechungen machte. Damals hieß es wörtlich: „Google Photos gibt Ihnen einen einzigen privaten Ort, an dem Sie auf Lebenszeit Erinnerungen speichern und von jedem Gerät abrufen können. Und wenn wir von einer Lebenszeit von Erinnerungen sprechen, meinen wir das auch so.“ Fünf Jahre später werfen die Nutzer Google vor, dieses Versprechen zu brechen - auch wenn nicht die Rede davon war, dass dieser Dienst nie etwas kosten würde.
Wütende User werfen Google Machtmissbrauch vor
In sozialen Medien äußern viele Nutzer von Google Photos ihren Frust über die Änderung. Manch einer wirft dem immer wieder ins Visier von Wettbewerbshütern geratenen Internetkonzern auch vor, mit dem Schritt seine Marktmacht zu missbrauchen und User zuerst mit Gratis-Angeboten anzulocken, um sie dann zur Kasse zu bitten, wenn ein Dienst eine lukrative Größe erreicht hat. Verständlicher Ärger, den Experten allerdings nicht teilen.
Wenn man die Menschen mehr als sechs Monate vorher über eine künftige Preiserhöhung informiert, ist das nicht die Art von Vorgang, die wir sonst als Machtmissbrauch charakterisieren.
Avery Gardiner, Center for Democracy and Technology
Avery Gardiner vom US-amerikanischen Center for Democracy and Technology: „Wenn man die Menschen mehr als sechs Monate vorher über eine künftige Preiserhöhung informiert, ist das nicht die Art von Vorgang, die wir sonst als Machtmissbrauch charakterisieren.“ Außerdem habe man ja Alternativen - etwa in Apples iCloud, Microsoft OneDrive oder auch Flickr. Gratis kann man Fotos aber auch dort nicht speichern, größere Sammlungen verlangen auch hier nach einem kostenpflichtigen Speicherplatz-Upgrade.
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