Nach der Terrornacht in Wien werden gegen 21 mögliche Mittäter Ermittlungen geführt - zehn von ihnen sitzen bereits in Untersuchungshaft. Weiterhin weiß man nicht, wie der Attentäter, der 20-jährige Kujtim F., vor dem Anschlag mit vier Toten und 23 zum Teil schwer Verletzten in die Wiener Innenstadt gekommen ist. Ausgeschlossen könne mittlerweile aber werden, dass er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreiste, heiß es bei einer Pressekonferenz am Freitag zum aktuellen Ermittlungsstand.
Das Sturmgewehr, das der 20-Jährige bei dem blutigen Anschlag verwendet hatte, sei eine Lizenzfertigung einer AK-47, die in Serbien hergestellt worden sei, die Handfeuerwaffe, eine halb automatische Pistole, sei mit serbischer Munition verwendet worden, führte der Leiter der Ermittlungsgruppe „2. November“ - der Tag des Attentats -, Michael Lohnegger, aus.
An der Tathandlung sei außer dem Täter niemand direkt beteiligt gewesen - „Das ist fix“ -, man wisse aber noch nicht, wie viele mögliche Mitwisser oder Mittäter es gibt. Man stehe mit mehreren ausländischen Ermittlungsbehörden in Verbindung - nähere Details wolle und könne man aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen. 60 Zeugenvernehmungen seien bisher durchgeführt worden, mehr als 20 Hausdurchsuchungen hätten stattgefunden.
Bei elf Personen keine hinreichenden Haftgründe
Gegen den Großteil der nun namentlich bekannten Beschuldigten würden sogenannte Frei-Fuß-Ermittlungen geführt, weil es keine hinreichenden Haftgründe gebe, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, bei der Pressekonferenz. Zehn der 21 Personen sitzen bereits seit dem vergangenen Wochenende in U-Haft. Es gebe darüber hinaus weitere Ermittlungen gegen noch nicht ausgeforschte Personen.
Inwieweit die Beschuldigten im Vorfeld Tatbeiträge geleistet haben sollen bzw. von den mörderischen Plänen des Attentäters gewusst haben könnten, wurde unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bekannt gegeben. Auch gab es keine Details zu möglicherweise ausländischer Beteiligung: Im Juli hatten sich mehr als ein Dutzend junger Dschihadisten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz in Wien getroffen. Dieses Treffen fand unmittelbar vor der Fahrt des Attentäters in die Slowakei statt, wo er Munition für ein Sturmgewehr kaufen wollte.
Nur einer von drei Berichten für Öffentlichkeit bestimmt
Der Bericht der am Donnerstag eingesetzten Untersuchungskommission zur Aufarbeitung des Terroranschlags wird nicht veröffentlicht. „Wenn wir alles beleuchten wollen, auch im nachrichtendienstlichen und im polizeilichen Bereich, dann ist hier eine gewisse Verschwiegenheit von großer Bedeutung“, sagte Justizministerin Alma Zadic (Grüne). Insgesamt soll die Kommission drei Berichte abliefern, von denen einer mit „Schlussfolgerungen und gewissen Analysen“ zur Veröffentlichung bestimmt ist.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.