Herzinfarkt erlegen

Argentiniens Ex-Präsident Nestor Kirchner ist tot

Ausland
27.10.2010 15:46
Der frühere argentinische Präsident Néstor Kirchner ist am Mittwoch an einem Herzinfarkt gestorben. Das berichteten nationale Medien, die sich auf den Arzt Kirchners beriefen. Vom 25. Mai 2003 bis zum 10. Dezember 2007 war Kirchner Staatspräsident des südamerikanischen Landes. Seine Nachfolge trat seine Ehefrau Cristina Fernández de Kirchner an.

Der 60-Jährige habe am Morgen in seinem Heimatort Calafate in der südlichen Provinz Santa Cruz zunächst einen ersten Infarkt erlitten, berichtete der Fernsehsender C5N. Er sei sofort in das örtliche Krankenhaus etwa 2.800 Kilometer südlich der Hauptstadt Buenos Aires gebracht worden. Dort habe er einen weiteren Infarkt erlitten und sei gestorben, berichtete der Sender. Seine Frau Cristina sei bei ihm gewesen.

Die argentinischen Fernsehsender spielten Trauermusik und zeigten Ausschnitte aus dem politischen Leben des früheren Staatschefs. In Argentinien fand am Mittwoch eine Volkszählung statt, weshalb per Gesetz alle Geschäfte und Banken geschlossen blieben und die Arbeit weitgehend ruhte.

Möglicher Kandidat für nächste Wahl
Kirchner galt neben seiner Frau als der mächtigste Politiker des südamerikanischen Landes. Er war zudem der aussichtsreichste Anwärter auf das Präsidentenamt bei der Wahl im kommenden Jahr. 

Jedoch war bisher noch nicht entschieden, ob er tatsächlich antreten würde. Nach seinem Tod gilt es nun als wahrscheinlich, dass seine Frau erneut kandidiert.

Kirchner gab Argentinien Selbstvertrauen zurück
Nach der schwersten Wirtschafts- und Sozialkrise in der Geschichte Argentiniens war es Präsident Néstor Kirchner, der seinen Landsleuten das Selbstvertrauen zurückgab. 

Nach seiner Wahl 2003 befolgte er nicht länger die Vorgaben internationaler Finanzinstitutionen wie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Ausländische private Gläubiger Argentiniens mussten auf einen großen Teil ihrer Forderungen verzichten, was dem Staatshaushalt Luft verschaffte.

Stattdessen betrieb Kirchner eine Re-Industrialisierung des Landes, dessen Wirtschaft unter seinem Parteifreund Carlos Menem (1989-1999) stark gelitten hatte. Diese Politik und eine günstige Entwicklung der Weltwirtschaft bescherte Argentinien während seiner gesamten Amtszeit hohe Wachstumsraten. 

Rückzug während Militärdiktatur
Kirchner wurde in Río Gallegos im Süden des Landes als Sohn eines Postbeamten Schweizer Abstammung und einer chilenischen Einwanderin kroatischer Abstammung geboren. Schon früh während des Jus-Studiums in La Plata begann seine politische Karriere bei den Peronisten. 

Während der Militärdiktatur (1976-1983) zog er sich mit seiner Frau Cristina nach Río Gallegos zurück. Nach dem Ende der Diktatur wurde er zunächst Bürgermeister seiner Vaterstadt und später Gouverneur der patagonischen Provinz Santa Cruz. Mit seiner Frau hatte er zwei Kinder.

2003 Wahlsieg ohne Konkurrenz
Die Präsidentschaftswahlen 2003 gewann Kirchner mit einem Stimmenanteil von nur 22,2 Prozent im ersten Wahlgang, weil der Zweitplatzierte - Ex-Präsident Menem - schon vor der Stichwahl aufgab. 

Während seiner Amtszeit ließ Kirchner als Vertreter der "Generation der Opfer" der Militärdiktatur die Amnestiegesetze für die Verbrechen der Militärs aufheben. Folterer und Mörder aus den Kreisen des Militärs und der Polizei kamen in der Folge doch noch vor Gericht und wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.

Nicht unumstritten
Außenpolitisch suchte Kirchner einen engen Schulterschluss mit dem linkspopulistischen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez und anderen Linkspolitikern Lateinamerikas. Seine innenpolitischen Kritiker warfen ihm vor, mit einer Justizreform die Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit zu schwächen und mit zu vielen Dekreten am Parlament vorbeizuregieren.

Bei den Präsidentwahlen 2007 verzichtete Kirchner zugunsten seiner Frau auf eine zweite Kandidatur. Cristina Fernández de Kirchner gewann die Wahl überlegen und regiert nun das südamerikanische Land. Als Vorsitzender der Peronisten-Partei blieb Kirchner ein einflussreicher Politiker. 

Schwere Herz-OP
Der Ex-Präsident war zuletzt Mitte September am Herzen operiert worden. Damals war eine Angioplastie - ein Verfahren zur Ausweitung von verengten oder verschlossenen Blutgefäßen - angewandt worden. 

Noch am Am 4. Mai 2010 war Nestor Kirchner von den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer der Union Südamerikanischer Nationen zum ersten Generalsekretär der Organisation gewählt worden.

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