Die Slowakei hat in einer beispiellosen Aktion einen großen Teil der Bevölkerung im Alter von zehn bis 64 Jahren mit Schnelltests auf das Coronavirus testen lassen. Nach dem ersten von zwei Durchgängen hatten sich 38.000 positiv Getestete in Quarantäne begeben. Die positive Rücklaufquote der Tests war von 1,74 Prozent in der ersten auf 0,62 Prozent in der zweiten Woche gesunken. Nun informierten sich auch ranghohe österreichische Regierungsvertreter über die Organisation und den Effekt der Maßnahme.
Urheber der Idee war der slowakische Ministerpräsident Igor Matovic, der den slowakischen Sonderweg bei der Bekämpfung der Corona-Krise durchaus als Vorbild für Europa und die ganze Welt sieht: „Jetzt geht es Corona an den Kragen“, hatte er nach den Massentests auf seiner Facebook-Seite geschrieben.
Insgesamt 57.500 Neuinfektionen entdeckt
Nach der ersten Testrunde Ende Oktober und der zweiten eine Woche darauf waren es insgesamt 57.500 Neuinfektionen, die mithilfe der Schnelltests entdeckt und in Form von Heimquarantäne aus dem Verkehr gezogen werden konnten. Unser Nachbarland testete dabei 3,6 Millionen der insgesamt 5,4 Millionen Einwohner. Die Slowakei war das erste EU-Land, das fast seine ganze Bevölkerung testete und zog damit die Aufmerksamkeit vieler anderer Länder auf sich.
Reges Interesse aus dem Ausland
Unter anderem besuchten britische Regierungsvertreter vergangene Woche die Slowakei, um sich mit ihren Kollegen über den Ablauf des Programms auszutauschen. Am Donnerstag informierten sich nun auch österreichische Mitarbeiter des Bundeskanzleramts, des Verteidigungsministeriums und des Gesundheitsministeriums über die Vorbereitung, die Organisation und den Effekt der Massentests, den die slowakische Gesundheits-Staatssekretärin Jana Jezikova als „sehr gut“ bezeichnete.
Die slowakischen Schnelltests waren zwar freiwillig, die Regierung sorgte aber dafür, dass der Anreiz sich testen zu lassen so groß wie möglich war. Wer kein negatives Testergebnis vorweisen konnte, war von einer strikten Ausgangssperre betroffen und durfte etwa nicht einmal in die Arbeit gehen.
Der konservativ-populistische Matovic sieht den Massentest als Alternative zum Lockdown: „Wir haben die große Chance, Europa und der Welt zu zeigen, dass es auch anders geht, ohne Schließung der Wirtschaft und Millionen Arbeitsloser.“
Slowakei gibt erste Lockerungen bekannt
Unterdessen gab die Regierung in der Slowakei auch wieder erste Lockerungen bekannt. So dürfen ab kommender Woche Kirchen, Kinos und Theater wieder öffnen. Außerdem werden auch Fitnesscenter und Schwimmbäder wieder aufsperren, aber nur maximal sechs Besucher gleichzeitig einlassen. Eine Lockerung gibt es auch für den Profisport, wo der Fußball- und der Eishockeybetrieb in den oberen Ligen ohne Zuschauer wieder aufgenommen wird.
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