Onkel getötet?

15-jähriger Bursche wird wegen Mordes vor Gericht gestellt

Wien
27.10.2010 18:09
Ein 15-jähriger Bursche muss sich am 8. November wegen Mordes an seinem Onkel vor einem Wiener Schwurgericht verantworten. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Wien am Mittwoch. Den Prozess wird Richter Norbert Gerstberger leiten, im Fall eines Schuldspruchs drohen dem Schüler indischer Abstammung bis zu zehn Jahre Haft.

Laut Anklage soll der Bursche den 37-jährigen Kala B. getötet haben, indem er ihm in der Nacht zum 6. Februar 2010 im Vorzimmer der elterlichen Wohnung in der Hippgasse in Ottakring ein Messer in den Bauch stach (siehe Infobox). Der alkoholisierte, als Gewalttäter amtsbekannte Onkel soll mitten in der Nacht versucht haben, in die Wohnung einzudringen, aus der er wenige Stunden vorher wegen aggressiven Verhaltens weggewiesen worden war.

Der 15-Jährige soll vom Läuten der Türglocke aufgewacht sein, die Tür schlaftrunken einen Spalt geöffnet und sich bewaffnet haben, weil er den Mann am Betreten der Wohnung hindern wollte. Als dieser im Vorzimmer stand, soll der Neffe zugestochen haben.

Geständnis abgelegt und dann widerrufen
Der tödlich verletzte Kala B. verließ noch die Wohnung, kam aber im Stiegenhaus zu Sturz. Am Morgen wurde von Hausbewohnern am Fuß der Treppe die Leiche entdeckt. Der 15-Jährige wanderte in U-Haft, nachdem er ein Geständnis abgelegt hatte, das er später widerrief: Er habe "in Panik" gestanden, weil er Angst hatte, seine - damals ebenfalls in der Wohnung befindliche - Mutter könnte verhaftet werden.

Auch die Staatsanwaltschaft hatte anfänglich Zweifel, ob der Bub wirklich zugestochen hatte und das Verbrechen nicht deshalb auf sich nahm, weil er als Jugendlicher eine weit geringere Strafe zu erwarten hätte als der wahre Täter. Sachbeweise - darunter ein DNA-Gutachten - brachten die Anklagebehörde jedoch dazu, schließlich doch gegen den 15-Jährigen Anklage zu erheben.

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