Vor Übergabe

Berg-Karabach: Armenier zündeten eigene Häuser an

Ausland
14.11.2020 13:24

Nachdem sich Armenien bei den Verhandlungen zur Waffenruhe für das umkämpfte Gebiet Berg-Karabach bereit erklärt hatte, weitreichende Gebiete an Aserbaidschan zu übergeben, haben betroffene Dorfbewohner nun ihre eigenen Häuser angezündet. Aserbaidschan hat indessen mehrere getötete Soldaten an Armenien übergeben.

Samstagfrüh standen zumindest sechs Wohnhäuser im armenischen Dorf Charektar im Bezirk Kalbajar in Flammen. „Alle werden heute ihr Haus abbrennen“, erklärte ein Soldat vor Ort: „Heute ist der letzte Tag, morgen werden die aserbaidschanischen Soldaten da sein.“ Ein Hausbesitzer, der mit brennenden Holzscheiten den Fußboden in seinem Wohnzimmer in Brand setzte, sagte, er werde sein Haus nicht den Aserbaidschanern überlassen. Schon am Freitag waren in dem Gebiet Dutzende Häuser in Flammen gestanden.

Armenien muss Gebiete abtreten
Die verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan hatten sich unter russischer Vermittlung in dieser Woche nach wochenlangen schweren Kämpfen auf einen Waffenstillstand in Berg-Karabach geeinigt. Armenien hat sich verpflichtet, die Kontrolle über große Gebiete an Aserbaidschan zu übergeben. Bis Sonntag muss es die Kontrolle über den Bezirk Kalbajar abgeben. Folgen sollen dann noch die Bezirke Aghdam und Latchin.

Getötete Soldaten übergeben
Nach der Ankunft russischer Friedenstruppen in der Konfliktregion im Südkaukasus hat Aserbaidschan mehrere getötete Soldaten an Armenien übergeben. Dabei handle es sich um Streitkräfte, die bei den Kämpfen um die von Aserbaidschan zurückeroberte Stadt Schuschi ums Leben gekommen seien, teilte das aserbaidschanische Verteidigungsministerium am Samstag mit.

Ein aserbaidschanischer Soldat in der zurückeroberten Stadt Jabrayil (Bild: APA/AFP/Bulent Kilic)
Ein aserbaidschanischer Soldat in der zurückeroberten Stadt Jabrayil

Konfliktherd im Hochland
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er-Jahren ein Krieg mit rund 30.000 Todesopfern. Die selbst ernannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die Kämpfe waren Ende September wieder voll entbrannt. Seither wurden nach Angaben beider Seiten mehr als tausend Menschen getötet.

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