Dieses Mal zu Gast bei der großen Interview-Serie „Mit eigenen Augen“: Martin Weinek. Vom „Kommissar Rex“ zum hartnäckigen Kämpfer für den Uhudler. Ein Komödiant, der sich den Tragödien unserer Welt entgegenstemmt. Vier Genuss-Bilder enthüllen den politischen Menschen Martin Weinek.
Martin, was hast du mit der legendären Filmfigur des Peppone am Hut?
Für mich ist es jedes Mal eine glückliche Kindheitserinnerung, dorthin zu fahren, wo die Don-Camillo-Filme gedreht wurden. Der Hauptplatz von Brescello sieht noch immer gleich aus. Vor allem aber geht es darum, positive Stimmung in mir zu erzeugen. Wenn ich die als Komödiant weitergeben will, muss ich sie mir auch irgendwo einziehen. Fernándel als Don Camillo und Gino Cervi als sein Gegenspieler geben mir seit meiner Kindheit sehr viel davon.
Das führt mich zum Stimmungsaufheller Uhudler …
Die Uhudler-Traube hat mich von Anfang an fasziniert. Ich war in erster Ehe mit einer Schauspielkollegin verheiratet, deren Vater im Südburgenland Kellerstöckln revitalisiert hat. So lernte ich den Uhudler kennen. Mich hat immer schon in den Bann gezogen, wenn etwas verboten wurde und ich nicht verstehe, warum. Da werde ich zum Kämpfer und Retter des ungerecht Verbotenen. Es ist schön, wenn man etwas Bleibendes erreicht hat, nachdem man Jahrzehnte dafür gekämpft hat.
Wenn man dir zu Ehren ein Denkmal errichten würde wie für Peppone, dann wäre es also dafür?
Ich sehe mein Denkmal so: Ich sitze auf einem Sessel, mit der Rechten streichle ich einen Schäferhund, in der Linken halte ich eine Uhudler-Traube. „Kommissar Rex“ hat mir das alles schließlich ermöglicht, in kommerzieller und vielerlei anderer Hinsicht.
Über welches Foto willst du als Nächstes sprechen?
Meine Frau Eva im Riedlingstal im Lungau, wo wir vor einigen Wochen waren. Es missfällt mir ungeheuer, dass Heimatliebe leicht ins rechte Eck gestellt wird. Man kann seine Heimat lieben, ohne ein Faschist zu sein. Auch ein politisch links orientierter Mensch wie ich darf das. Man darf als Steirer auch seine Lederhose lieben – solange man nicht mit weißen Stutzen daherkommt. Die waren das Erkennungszeichen der illegalen Nazis. Unwissende, die so in ein Festzelt gehen, bedenken das oft nicht.
Auch Peppone, der linke Kämpfer, hat seine Heimat geliebt …
Richtig! Aber wenn ich gewusst hätte, das wir einander zum Interview begegnen, hätte ich ein Selfie mit Don Camillo gemacht, denn der steht mir eigentlich näher, weil er im Film der noch linkere ist. Peppone ist eigentlich tief in einem System drinnen, während Don Camillo der eigentliche Subversive ist …
Wie subversiv ist demnach deine Schlachtplatte?
Es ist eine Hommage an meine Kocherei, mit der ich schon als Vierjähriger begonnen habe. Mit unserem Restaurant habe ich diese Fähigkeit stark ausbauen können. Hoffentlich kann ich das bis zum Lebensende ausüben. Genussvoll mit einfachen Mitteln zu leben, darauf lege ich großen Wert! Ich glaube, dass Fast Food und ähnlicher Blödsinn zur Degeneration der Menschheit beitragen. Es ist ein Unterschied, ob du einen Speck beim Bauern kaufst oder im Supermarkt in der Plastikfolie, wo sie übrigens alle gleich schmecken, da sie mit den gleichen Geschmacksverstärkern behandelt sind.
Da fällt mir der „Original Tiroler Speck“ ein, der aus China kommt …
Ich „verehre“ Kellyanne Conway, Trumps Ex-Beraterin, weil sie in Unwissenheit und sozialer Blödheit diese Formen der Verarschung auf den Punkt gebracht hat mit der berühmten Formel „Alternative facts“. Das Schöne an unserer Zeit ist aber auch, dass wir beide jetzt hier vorm Schloss Esterházy sitzen und die Dinge offen benennen können. Dass wir über die chinesische Sau reden, die in Oberösterreich „veredelt“ wurde, irgendwo anders abgepackt wurde und dann in Wien als Südtiroler Speck gegessen wird. Ja geht es der Menschheit noch gut?!
Kronen Zeitung
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