Es wird wohl nie restlos geklärt werden, was in Kujtim F.s Kopf vorging, als er am 2. November um 16.46 Uhr dieses SMS am Handy sah. Er tötete jedenfalls drei Stunden und 14 Minuten später bei einem Attentat vier Menschen in Wien.
„Ihre Rufnummer wurde im Zuge eines Notfalls lokalisiert und die Standortdaten an die Leitstelle LPD Wien übermittelt.“ Eine Nachricht vom Mobilfunkbetreiber, ein „Standard-SMS“, sagt der Konzernsprecher zur „Krone“. Nicht von Menschenhand getippt, sondern computergesteuert versendet an den IS-Fanatiker (20), nachdem er zwei Tage zuvor einen Kellereinbruch in seinem Gemeindebau am Notruf gemeldet hatte.
Ermittler schäumen, sprechen davon, oft bei Netzbetreibern interveniert zu haben, derartige SMS-Infos zu unterlassen, weil sie (wie auch im konkreten Fall) User in Panik versetzen könnten. Aber es steht so im Gesetz: Ortet eine Notruf-Leitstelle „Gefahr im Verzug“, wird der Betroffene lokalisiert.
Kujtim F. war aber nicht in Gefahr. Er, der frühzeitig aus dem Gefängnis entlassene und danach beim Waffenkauf in der Slowakei gescheiterte Islamist, plauderte über ein aufgebrochenes Kellerabteil. Wieso also wurde er geortet und informiert?
Offenbar hat er das Kleingedruckte in den Nutzungsbedingungen seines Handys nicht gelesen, sagt ein Experte. Denn Google und sein Betriebssystem Android sollen weder richterliche Beschlüsse noch „Gefahr im Verzug“ brauchen, um Kunden zu orten. Das gehe automatisch bei Notrufen - wie auch die anschließende SMS-Benachrichtigung an den Betroffenen. Wie den Attentäter. Vielleicht dachte er, alles sei nun aus. Er ging in die Wiener Innenstadt - und tötete vier Menschen.
Sandra Ramsauer, Christoph Budin, Kronen Zeitung
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