Nach Vorbild Slowakei

Wege aus dem Lockdown: Kurz kündigt Massentests an

Politik
15.11.2020 11:44

Einen Tag nach Verkündung des massiv verschärften neuen Lockdowns war Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ zu Gast. Und auch hier wurde Neues in Sachen Bekämpfung der Corona-Pandemie verlautbart: Nach slowakischem Modell soll es gegen Ende des vorläufig bis 6. Dezember verhängten Lockdowns Massentests in der österreichischen Bevölkerung geben, kündigte Kurz an. Bei unseren Nachbarn habe die Maßnahme große Erfolge gebracht.

Am Freitag war bekannt geworden, dass sich Mitarbeiter des Bundeskanzleramts sowie von Gesundheits- und Verteidigungsministerium in der Slowakei über das Projekt erkundigt hatten. Dabei sei es um Vorbereitung, Durchführung und Effekte gegangen. Die zuständige slowakische Gesundheitsstaatssekretärin Jana Jezikova bezeichnete die Wirkung als „sehr gut“. In einer beispiellosen Aktion hatte die Slowakei einen großen Teil der Bevölkerung im Alter von zehn bis 64 Jahren mit Schnelltests auf das Coronavirus testen lassen.

Die Slowakei testete zwei Drittel ihrer 5,5 Millionen Einwohner auf das Coronavirus. (Bild: APA/BUNDESHEER/STREIT)
Die Slowakei testete zwei Drittel ihrer 5,5 Millionen Einwohner auf das Coronavirus.

Massentests jetzt auch in Österreich
„Trauen wir uns den Blick über unsere Grenzen hinaus“, meinte Kurz und kündigte eine ähnliche Maßnahme auch für Österreich an. Man sei gerade dabei, ähnliche Tests für das Ende des Lockdowns vorzubereiten. Mit Antigen-Tests sei es möglich, Millionen Menschen zu testen. Es sei eine logistische Herausforderung, im Laufe der Woche werde die Bundesregierung aber entsprechende Schritte bekannt geben.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte in der ORF-„Pressestunde“ Massentests nach dem Vorbild Slowakei auch in Österreich an. (Bild: Screenshot ORF-Tv-Thek/„Pressestunde" )
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte in der ORF-„Pressestunde“ Massentests nach dem Vorbild Slowakei auch in Österreich an.

Demnach sollen zwei Testphasen geplant sein: Die Erste soll bereits mit dem Ende des Lockdowns mit essenziellen Gruppen - wie etwa Lehrern - starten. Noch vor Weihnachten peilt die Regierung dann einen größeren Schritt an, bei dem möglichst viele Personen getestet werden sollen, um das Infektionsgeschehen derart positiv zu beeinflussen, dass möglichst sorgenfreie Weihnachtsfeierlichkeiten möglich sind.

Harte Maßnahmen „notwendig“
Auch wenn man nicht von der zweiten Welle überrascht wurde, sei die Situation in Österreich derzeit nicht einfach, so Kurz. Die Pandemie lasse keine andere Wahl und es sei notwendig gewesen, harte Maßnahmen zu treffen. Zuletzt habe es noch Widerstand aus den Bundesländern gegeben, „ich bin aber froh, dass wir die Entscheidung jetzt getroffen haben“, so Kurz.

Blick auf die Schulen
Besonders in Schulen habe es zuletzt etwa ein hohes Infektionsgeschehen gegeben, deshalb rief der Kanzler dazu auf, seine Kinder - wenn möglich - auch wirklich zu Hause zu lassen. Dennoch sei ihm wichtig, dass die Betreuung von Kindern, die nicht daheim betreut werden können, gewährleistet ist. Der Bildungsminister werde zudem Vorbereitungen treffen, dass ein Schulstart mit 7. Dezember wieder möglich ist.

Kurz: „Gemeinsam Weihnachten retten“
Mit dem harten Lockdown sollen die Zahlen - wie etwa zuvor in Israel - nun möglichst rasch wieder herunterkommen. Entscheidend sei nun, ob die Bevölkerung bereit ist, die Maßnahmen mitzutragen - dies sei auch entscheidend, um Weihnachten zu retten. „Viele Menschen glauben, sie können sich nicht anstecken, das ist aber falsch“, jeder Kontakt sei derzeit einer zu viel, meint Kurz. Mittelfristiges Ziel sei, im Siebentagesschnitt auf unter 50 Neuinfektionen pro Tag zu kommen - nach dem ersten Lockdown gab es einen solchen „sensationellen Wert“.

(Bild: ORF)

Impfung wird der „Gamechanger“
„Die Impfung wird der Gamechanger sein“, freute sich Kurz über den Fortschritt der Forschung. Nun sei auch die Frage, wie schnell die Pharmakonzerne produzieren können. Bereits im ersten Quartal könne wohl mit den ersten Impfungen begonnen werden. Das Gesundheitsministerium bereite gerade eine Strategie vor, bei der vor allem Risikogruppen und Gesundheitspersonal prioritär berücksichtigt werden sollen - im Sommer könnte dann der Rest der Bevölkerung folgen.

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