Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik haben bei einer Pressekonferenz am Montag zur Installation der Stopp-Corona-App am Smartphone aufgerufen. Das Kontakt-Tagebuch für das Handy sei unerlässlich, um nach dem harten Lockdown das Contact Tracing zu verbessern und damit letztlich die Spitäler zu entlasten.
Anschober eröffnete die Pressekonferenz mit Dankesworten an das medizinische Personal in den heimischen Spitälern, das laut Prognosen des Gesundheitsministeriums zwischen 20. und 27. November besonders gefordert sein werde. In den nächsten Tagen seien weiterhin Zuwachsraten von 7000 Erkrankten pro Tag zu erwarten. In der Debatte um Massentests betonte Anschober, man teste bereits im großen Stil in sensiblen Einrichtungen wie Alters- und Pflegeheimen. Weitere Maßnahmen würden derzeit erarbeitet.
Gerade jetzt, am Tag vor dem Start des Lockdowns, sollte man die Möglichkeit nutzen, die Stopp-Corona-App herunterzuladen und zu installieren.
Rudolf Anschober, Gesundheitsminister
Anschober: „Mein ganz dringender Appell: Gerade jetzt, am Tag vor dem Start des Lockdowns, sollte man die Möglichkeit nutzen, die Stopp-Corona-App herunterzuladen und zu installieren.“ Sie sei ein zentrales Werkzeug, um nach der Zeit des Lockdowns das Contact Tracing zu verbessern. Daher werde man mit einer Informationskampagne auch verstärkt für die App werben. Einer Installationspflicht erteilte Anschober aber eine Absage. Hier habe man aus der Verunsicherung gelernt, die derlei Debatten im Frühling verursacht hatten, die App bleibe definitiv freiwillig.
Foitik erklärte nochmals die Funktionsweise: Die Smartphone-App checkt automatisch mithilfe von Bluetooth, ob man anderen App-Nutzern begegnet ist. Erkrankt ein Nutzer, kann er automatisch alle Kontakte warnen, denen er begegnet ist. Dabei gibt es „rote“ Warnungen bei nachgewiesener Infektion und „gelbe“ Warnungen bei Verdacht auf eine Infektion, wenn das Testergebnis noch aussteht.
Foitik: „Die Geschwindigkeit ist unschlagbar!“
„Die Geschwindigkeit ist unschlagbar“, hebt Foitik hervor. Die App könne Infektionsketten unterbrechen und im Contact Tracing wertvolle Zeit gewinnen, in der man Infizierte isolieren könne, bevor sie jemanden anstecken. Dass das funktioniere, hätten wissenschaftliche Studien bereits belegt und das zeige auch die Praxis. In Finnland beispielsweise habe man mit einer solchen App, die von 50 Prozent der dortigen Smartphone-User verwendet werde, große Erfolge verzeichnet.
Vernetzung mit Apps anderer Länder kommt
Hierzulande sei die App weniger verbreitet. Bisher habe man etwa 1,2 Millionen Downloads der Stopp-Corona-App verzeichnet. Außerdem habe die App in Österreich mehr als 2000 „rote“ Warnungen und mehr als 3000 „gelbe“ Warnungen verschickt. Die App werde nun noch einmal verbessert und bald auch mit den entsprechenden Apps anderer Länder vernetzt. Ab Mitte Dezember könne die heimische App mit jenen anderer EU-Staaten kommunizieren, kündigt Foitik an.
Bitte installieren Sie diese App! Das kostet nichts, nur eine halbe Minute für den Download und das Installieren, aber ich leiste damit einen wesentlichen Beitrag.
Gerry Foitik, Rotkreuz-Bundesrettungskommandant
Der Bundesrettungskommandant: „Bitte installieren Sie diese App! Das kostet nichts, nur eine halbe Minute für den Download und das Installieren, aber ich leiste damit einen wesentlichen Beitrag.“ Datenschutz-Bedenken brauche man nicht zu haben: Die Kontakte werden direkt in den Betriebssystemen gesammelt und auf Basis einer Geräte-Kennung ermittelt, persönliche Daten des Nutzers werden dafür nicht gebraucht. Auch unabhängige Experten hatten die Datenschutz-Unbedenklichkeit der App bereits festgestellt.
Szekeres: „Das Teuflische ist, dass man anfangs nichts spürt“
Auch Ärztekammer-Chef Szekeres betonte, dass jede Hilfe beim Contact Tracing wichtig sei. Um Angehörige zu schützen, müsse man selbst wissen, ob man Kontakt mit einem Infizierten hatte. „Das Teuflische an der Krankheit ist, dass man anfangs gar nicht spürt, dass man ansteckend ist.“ Wer in dieser Zeit schon wisse, dass er Kontakt mit Infizierten hatte, könne weitere Ansteckungen verhindern. Die App sei eine effektivere Möglichkeit des Contact Tracing als die Nachverfolgung durch Nachtelefonieren, die längst an ihre Grenzen stößt.
Video: Szekeres über Corona und die Corona-App
Nur damit ist sichergestellt, dass die Nachverfolgung der Kontakte funktioniert. Alles andere kann nicht funktionieren, so viel Personal können wir gar nicht einstellen.
Thomas Szekeres, Ärztekammer-Präsident
Szekeres: „Es kostet nichts, es geht ganz schnell, es funktioniert im Hintergrund und automatisch. Ich appelliere an jede und jeden, diese App herunterzuladen. Nur damit ist sichergestellt, dass die Nachverfolgung der Kontakte funktioniert. Alles andere kann nicht funktionieren, so viel Personal können wir gar nicht einstellen.“
Wer Symptome habe, solle weiterhin zu Hause bleiben und seinen Arzt telefonisch kontaktieren. In den Arztpraxen und Spitälern werde man trotz der Corona-Pandemie weiterhin versorgt und vor Infektionen geschützt. Im Alltag solle man auf die bekannten Präventionsmaßnahmen achten. Hie und da solle man auch im Lockdown spazieren gehen - das sei auch in der anstehenden Phase der Kontaktvermeidung medizinisch sinnvoll, rät Szekeres.
Politische Debatten sorgten für Imageschaden
Österreich war eines der ersten Länder in Europa, in denen eine App zur Kontaktverfolgung vorgestellt wurde. Der Start Ende März wurde aber von Problemen überschattet: Anfangs klappte die Kontaktverfolgung nur manuell, erst später wurde die automatische Protokollierung eingebaut. Zudem erlitt die App großen Imageschaden, nachdem ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sich in einem Interview für eine verpflichtende Installation ausgesprochen hatte. Nach schwerer Kritik ruderte er zwar wieder zurück, die Skepsis gegenüber der App blieb bei vielen Österreichern aber.
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