Der harte Weg zurück

Normalität in China – und weltweit wütet das Virus

Ausland
16.11.2020 12:38

Vor 18 Jahren wurde China von der Lungenkrankheit SARS heimgesucht und auf eine harte Probe gestellt. Doch die Erfahrungen von damals haben das Reich der Mitte für den Kampf gegen Coronaviren vorbereitet - und das scheint sich gelohnt zu haben: Während der Rest der Welt das Leben mehr und mehr einschränkt, kehrt China zusehends zur Normalität zurück.

Der Wissensvorsprung von SARS half dem Milliardenvolk, bisher besser durch die Krise zu kommen, als große Teile des Westens. Während die „zweite Welle“ in den USA und Europa wütet, kann Zhong Nanshan, der führende Pandemie-Forscher der Volksrepublik, vor allem gute Nachrichten verbreiten. Er gehe nicht davon aus, dass es in China noch einmal zu einem großflächigen Corona-Ausbruch kommen wird, zitieren chinesische Staatsmedien den Star-Forscher dieser Tage. „Die derzeitige Lage in China ist sicher. Aber es war ein hart erkämpfter Sieg“, fasst der 84 Jahre alte Arzt die Situation in seinem Heimatland zusammen.

Zitat Icon

Die derzeitige Lage in China ist sicher. Aber es war ein hart erkämpfter Sieg.

Zhong Nanshan, führender Pandemie-Forscher der Volksrepublik

Privatsphäre eher ein Fremdwort
Tatsächlich hat die autokratische Volksrepublik seiner Bevölkerung im Kampf gegen das Coronavirus einiges zugemutet. Millionenstädte wurden zum Teil über Wochen abgeriegelt. Strikte Isolation, Massentests und eine praktisch lückenlose digitale Nachverfolgung von Fällen haben dazu geführt, dass das Milliardenvolk besser durch die Krise gekommen ist als viele andere Regionen - auch wenn dabei auf die Privatsphäre keine Rücksicht genommen wurde.

Wirtschaft wächst wohl nur in China
Seit Monaten gibt es nach Angaben der Führung kaum noch neue Infektionen, sodass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeit wieder normalisieren. Ökonomen gehen davon aus, dass China in diesem Jahr die einzige große Volkswirtschaft sein wird, die das Jahr mit einem positiven Wachstum abschließen kann.

Arbeiter in China (Archivbild) (Bild: AP)
Arbeiter in China (Archivbild)

Normalität selbst in Wuhan
Selbst in Wuhan, dem einstigen Epizentrum, wo das Virus im vergangenen Dezember weltweit zuerst ausgebrochen war, ist längst so etwas wie Normalität zurückgekehrt. Wuhan war die erste chinesische Stadt, die wegen des Virus über Wochen komplett abgeschottet war. Von den mehr als 86.000 offiziell gemeldeten Infektionen in China gab es mehr als 50.000 allein in der Metropole. Ähnlich waren von den landesweit mehr als 4600 aufgeführten Toten durch die Lungenkrankheit mehr als 3800 in Wuhan zu beklagen.

„Wer ins Kino geht, um einen Film anzusehen, muss noch eine Maske tragen, aber man braucht sie nicht mehr, wenn man einkaufen geht“, erzählt Herr Wang, ein 45 Jahre alter Fitnesscoach, über die derzeitige Lage in seiner Heimatstadt: „Im Großen und Ganzen ist alles wieder normal.“.

Party hier kein Problem mehr
Wang, der selbst im Frühjahr während des Lockdowns über Wochen seine Wohnung nicht verlassen durfte, versteht nicht, dass Menschen aus anderen Ländern mit Empörung reagierten, als vor Monaten ein Video um die Welt ging, das eine ausgelassene Pool-Party in Wuhan mit Tausenden Teilnehmern zeigte. Wer diese Bilder kritisiert, der verstehe nicht, dass in China eben keine Gefahr mehr bestehe, meint Wang: „Die Menschen machen einen Fehler, wenn sie die Bilder vor dem Hintergrund der Pandemie-Situation in ihren eigenen Ländern bewerten.“

Tausende Menschen feierten in den Pools - Angst vor dem Virus scheint dabei keine zu herrschen. (Bild: STR/AFP)
Tausende Menschen feierten in den Pools - Angst vor dem Virus scheint dabei keine zu herrschen.
Das Foto vom 15. August 2020 zeigt die Partystimmung in der „Brutstätte des Coronavirus“. Die Menschen stehen dicht gedrängt aneinander - von Masken und Abstand keine Spur. (Bild: STR/AFP)
Das Foto vom 15. August 2020 zeigt die Partystimmung in der „Brutstätte des Coronavirus“. Die Menschen stehen dicht gedrängt aneinander - von Masken und Abstand keine Spur.

Lokale Ausbrüche kommen vor
Dass auch China noch nicht ganz aus dem Schneider ist, weiß aber auch Wang. Schließlich kommt es immer noch gelegentlich zu lokal begrenzten Ausbrüchen, wie zuletzt etwa in der westlichen Region Xinjiang, wo mehr als 180 Infektionen gemeldet wurden. Oder in der Küstenstadt Qingdao, in der sich ein gutes Dutzend Menschen in einem Krankenhaus mit dem Virus infiziert hatte.

(Bild: AFP/STR)

In beiden Fällen reagierten die Behörden mit enormen Gegenmaßnahmen: Knapp zehn Millionen Menschen wurden in Qingdao innerhalb von vier Tagen auf das Virus getestet. In Xinjiang mussten sich mehr als vier Millionen Menschen testen lassen, Hunderttausende wurden in einen neuen Lockdown geschickt. Im Rest Chinas kann das Leben unterdessen weiterlaufen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt