Expertinnen warnen

„Lockdown 2 ist schwere psychische Belastung!“

Tirol
17.11.2020 08:00

Um Punkt Mitternacht wurde aus dem „Lockdown light“ ein „harter Lockdown“ wie es ihn schon im Frühjahr gab. Homeschooling, Homeoffice und soziale Kontakte meiden stehen wieder auf der Tagesordnung. Am Montag warnten Barbara Haid und Ines Gstrein vom Tiroler Landesverband für Psychotherapie (TLP) von den psychischen Folgen, die der zweite Lockdown mit sich bringt.

Ein großes Problem dabei ist, dass viele, die schon im ersten Lockdown unter seelischen Belastungen litten, diese noch gar nicht richtig verarbeiten konnten. Zahlen der Universität Krems belegen es: Im Vergleich zum Zeitraum vor dem ersten Lockdown stieg die Zahl der Personen mit Depressionen ab Mitte März von knapp unter fünf Prozent um das Fünffache auf über 20 Prozent an. Im Juni, als sich die Lage entspannte, stiegen die Zahlen dann sogar nochmals leicht an.

Angstsymptome und Schlafstörungen
„Wir sehen deutlich negative Auswirkungen auf die Psyche der Tiroler“, sagte Haid. „Die Pandemie führt vermehrt zu depressiven Symptomen, Angstsymptomen und Schlafstörungen.“ Während Personen über 65 Jahren die Krise fast problemlos meistern würden, seien vor allem Erwachsene unter 35, Frauen, Singles und Arbeitslose von den Belastungen betroffen, so Haid.

„Die Auswirkungen der Pandemie werden unsere Gesellschaft noch mehrere Jahre beschäftigen“, prognostiziert Barbara Haid. (Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)
„Die Auswirkungen der Pandemie werden unsere Gesellschaft noch mehrere Jahre beschäftigen“, prognostiziert Barbara Haid.

Auch Auswirkungen auf stabile Menschen
Gstrein unterstrich den Ernst der Lage, den der zweite Lockdown mit sich bringt: „Es ziehen sich Gräben durch die Gesellschaft, der Schulterschluss des ersten Lockdowns ist kaum noch wahrnehmbar.“ Auch bei sonst stabilen Menschen würden sich Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit breitmachen. Deswegen fordert der TLP auch die Abschaffung der Kontingentierung an von der Kasse geförderten Therapieplätzen.

„Jede Krise hat auch einmal ein Ende“, gibt Ines Gstrein Hoffnung. (Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)
„Jede Krise hat auch einmal ein Ende“, gibt Ines Gstrein Hoffnung.

Gstrein: „Man darf auch mal laut schreien“
Um den zweiten Lockdown zu bewältigen, empfiehlt Gstrein, sich bewusst zu machen, „dass jede Krise ein Ende hat“. Den Fokus auf die schöne Zeit nach der Pandemie zu richten, lautet die Devise. Hilfreich seien zudem sportliche Aktivitäten. Und man dürfe den Frust „auch mal laut hinaus schreien“.

Manuel Schwaiger, Kronen Zeitung

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